Wie Paule das Knurren lernt
Agnes Kraus und Harry Oriold. Foto: MZ
Kindertheater in Holzkirchen
Der gestrige Nachmittag machte einmal wieder Kinder glücklich. Mit „Wir blättern um“ haben Agnes Kraus alias Brausel und Harry Oriold alias Käptn Brummel ein Format geschaffen, das mittlerweile Kultstatus besitzt. Warum? Weil die beiden Akteure die Kinder mitmachen lassen und auch Spaß dabei ist.
Im Mittelpunkt des vormals Bilderbuchkino genannten Kinderspektakels steht natürlich ein Buch. Und ein Spektakel ist es eigentlich auch nicht, es ist Theater, Kino, Erzählung in einem, gar nicht laut, eher leise und es lebt vom Einfallsreichtum der beiden Schauspieler. Es lebt aber ebenso vom Drumherum, denn vier Stunden brauchen die beiden, um die Bühne im FoolsTheater herzurichten.
Ein üppiges Bühnenbild. Foto: MZ
Jedes Mal anders, jedes Mal auf das Buch zugeschnitten und jedes Mal werden am Ende die Kinder eingeladen, die Requisiten genauer anzuschauen. Aber dazu später.
Zunächst einmal empfangen Agnes Kraus und Harry Oriold jeden Gast persönlich. Sie im wunderschönen gelben Kleid, er in der Kapitänsuniform. Und dann geht es mit drei Schlägen los. Sofort werden die Kinder, unter ihnen sehr viele Wiederholungstäter, die sich schon auskennen, in das Spiel einbezogen. Da wird beispielsweise Willi vorgestellt und Brausel fragt, was denn passiere, wenn der nicht da sei.
Kamel Wolli mit dem Buch. Foto: MZ
Kleine bis mittlere Katastrophen rufen die Kinder ihr zu und sind sofort voll dabei. Da ist auch ein Neuzugang, nämlich Wolli, das Kamel, das das heute vorgestellte Buch dabeihat. Dieses wird nämlich am Ende verlost.
Aber zunächst erzählt Brausel die Geschichte von Paule auf dem Bauernhof, einem ganz lieben Hund, der aber furchtbar traurig ist, weil er ein scharfer Wachhund werden soll. Und das kann er gar nicht. Die anderen Tiere auf dem Hof, Ziegenbock, Katze, Hühner und Küken werden lautmalerisch vorgestellt und die Kinder dürfen piepen und grunzen, rennen und knurren, alles was so an Tönen da ist.
Heute ist „Stolz wie Paule“ an der Reihe. Foto: MZ
Auch Paule soll knurren, aber es kommt nur ein „fiep“ bei ihm heraus. Die tierischen Freunde üben eine Woche mit ihm, aber so richtig gefährlich wird Paule nicht. Die Kinder rufen jeweils lautstark „Wir blättern um“, wenn eine neue Seite dran ist, aber, aber…
„Wir blättern um“ klappt nicht immer
Mehrfach klappt das zur großen Erheiterung nicht, denn Käptn Brummel, der für das Umblättern zuständig ist, fällt immer wieder irgendwelcher Unfug ein. Einmal behauptet er, die Geschichte ist schon aus, ein anderes Mal liest er genüsslich die Zeitung. Da muss Brausel schon mal schimpfen.
Brausel mit dem Zauberstab. Foto: MZ
Und dann geht es weiter. Das Schöne an „Wir blättern um“ ist, dass die Agnes Kraus die Geschichten nicht liest, sondern erzählt, dass sie auf Einzelheiten in den Bildern hinweist und immer wieder spontan auf die Zurufe der Kinder reagiert.
Wie Paula dann doch noch zum Knurren kommt und wie er lernt sehr böse zu schauen, das wird nicht verraten, das Bilderbuch ist in ein schönes Beispiel für Freundschaft und Zusammenhalt.
Wann können wir wieder hingehen?
Am Ende also wird das Buch verlost und dann dürfen alle Kinder an die Bühne kommen. Sie sollen erraten, was von den vielen Dingen, die da zu sehen sind, nicht im Buch vorkommen. Und sie überbieten sich in ihren Beobachtungen.
Wenn das Käptn Brummel am Ende noch jedem Kind Süßigkeiten schenkt, ist die Freude groß und die Frage „Wann können wir wieder hingehen?“ obligatorisch.
Lesetipp: „Wir blättern um!“