Wir brauchen ein anderes Wirtschaftssystem
Zum Vortrag von Nina Treu. Foto: Petra Kurbjuhn
Konferenz in Miesbach
Bernd Villwock war der letzte Redner des Tages. Er unterbreitete den Vorschlag, dass die zahlreichen Gäste, die im Saal des Waitzinger Kellers saßen, sich zu dieser Aufforderung an die Politik bekennen. Und sie taten es. Das Thema der Konferenz hatte viel Zuspruch bekommen. Das äußerte sich zum einen in der regen Beteiligung am „Markt der Möglichkeiten“ als auch bei der großen Zahl der Gäste. Fernsehmoderatorin Sophie von Puttkamer führte kompetent durch den Nachmittag.
Nina Treu vom Konzeptwerk Neue Ökonomie in Leipzig fasste die derzeitige Situation knapp und präzise zusammen: „Wir brauchen ein anderes Wirtschaftssystem.“ Sie stellte mögliche Wege dieser Transformation vor und betonte, dass Wirtschaften wieder als gesellschaftliche Gestaltung begriffen werden müsse.
Hin zur ethischen Marktwirtschaft
„Change by design and not by desaster“, war die Grundaussage von Gemeinwohlökonomie-Pionier Harro Colshorn, der die Chance betonte, jetzt den Prozess zu einer ethischen Marktwirtschaft mit einem Beitrag für das Gemeinwohl zu gestalten. Wie eine Bank das Motto „Geld dient dem Menschen“ transparent umsetzt, erläuterte Ludwig Rahlf von der GLS-Bank.
Trotz bester medizinischer Versorgung gebe es immer mehr Krankheiten, legte Wolfgang Huber dar. Der Allgemeinmediziner kritisierte die herrschende Gesundheitswirtschaft, bei der es um die Rendite der Investoren gehe.
Stop talking start planting
Emil Ziegler im Kinderhort Miesbach. Foto: Isabella Krobisch
Im zweiten Teil erläuterte Ökopionier Georg Schweisfurth, wie er biologisch lokal wirtschaftet und sein Gut Sonnenhausen mit eigenem Anbau versorgt. Der 11-jährige Klimabotschafter Emil Ziegler von „Plant for the planet“ begeisterte das Publikum mit seiner Aufforderung „Stop talking start planting“. Viele Gäste erklärten sich nach seiner Aufforderung bereit, Bäume für den aktiven Klimaschutz zu pflanzen.
Wie Kreuth Strom spart, erklärte Johannes Mehringer und forderte auf, die Begeisterung für alterntives Leben weiterzutragen. „Genug für alle für immer“, diese radikale Vision treibe ihn an, sagte Bernd Villwock, der anhand von praktischen Projekten auf die Bedeutung der „Bildung Nachhaltige Entwicklung“ schon im Grundschulalter hinwies.
Projekte zum Nach- und Mitmachen
Im Markt der Möglichkeiten waren 16 Aussteller angetreten, um ihre Alternativkonzepte für ein anderes Wirtschaften vorzustellen und zum Nach- oder Mitmachen anzuregen. Ob gemeinschaftliches Wohnprojekkt oder Gemeinwohlökonomie orientierte Unternehmen, ob biologisch-soziale Landwirtschaft und regionale Produkte, ob Tauschzeit, Repaircafé oder Eine-Welt-Laden, ob Spurwechselinitiative, Verein Kulturvision oder Energiewende Oberland, es gibt bereits in der Region zahlreiche Initiativen. Dass sich diese vernetzen, war eines der Ziele der Konferenz.
Wichtig ist, dass bereits der Nachwuchs eingebunden wird. So hatten Kinder des Miesbacher Kinderhortes eine Kuh bunt bemalt, die die Gäste im Foyer des Waitzinger Kellers begrüßte. Diesen Kindern hatte Klimabotschafter Emil Ziegler schon im Vorfeld von plant for the planet erzählt und Kinder und Hortleitung dafür motiviert, Bäume zu pflanzen.
Michi Marchner begeisterte Publikum
Damit die Konferenz nicht nur ernsthaft abläuft, sondern, wie von den Referenten immer wieder betont wurde, auch Spaß macht, dafür sorgte Michi Marchner. Der Musiker hatte eine Vielzahl von ausrangierten und umfunktionierten Alltagsgegenständen mitgebracht, auf den er zur Begeisterung des Publikums musizierte. Über die begleitende Kunstausstellung „Upcycling“ wurde bereits am Samstag, 23. April, berichtet. Und auch die Literatur hatte ihren Platz. Theresia Benda las ausgewählte Texte aus der Schreibwerkstatt „Spur wechseln“.