Wir sind Erde
Key Visual von Noma Bar
Konzert in Berlin
Am kommenden Sonntag, 13. November, wird das weltliche Oratorium Wir sind Erde, das die Enzyklika Laudato si‘ von Papst Franziskus musikalisch umsetzt, uraufgeführt, es vermittelt eine wichtige Botschaft.
Auftraggeber für das Oratorium Wir sind Erde ist die Stiftung kulturelle Erneuerung, die Wissenschaft, Kunst und Religion verbindet. Kuratoriumsvorsitzender und Stiftungsgründer Meinhard Miegel begründet: „Wissenschaft, Kunst und Religion sind die tragenden Säulen menschlicher Kultur. Schwächelt eine dieser Säulen, wird die ganze Kultur notleidend. Die Geschichte hat hierfür zahlreiche Beispiele.“
Meinhard Miegel. Foto: Denkwerk Zukunft
Der Professor für Sozialwissenschaften erklärt auch, warum die Stiftung Musik gewählt hat, um die Botschaft von Papst Franziskus zu vermitteln: „Diese Kunstform ist im konkreten Fall der Enzyklika Laudato si‘ noch nicht verwendet worden. Gerade diese Enzyklika ist aber eng mit Kunst verwoben.“
Mit dem Libretto hat die Stiftung den Theologen und Sozialethiker Markus Vogt beauftragt. „Gerade er ist nicht nur mit der Enzyklika bestens vertraut, sondern hat auch einen außergewöhnlich guten Zugang zu Sprache und Musik“, erklärt Meinhard Miegel.
Gregor A. Mayrhofer. Foto: Ruth Urban
Gregor A: Mayrhofer wurde mit der Komposition des Oratoriums betraut. „Er zählt einerseits noch zu den eher jungen Komponisten, hat andrerseits aber bereits durch eine Reihe von Kompositionen auf sich aufmerksam gemacht. Ich denke zum Beispiel an sein Insektenkonzert, an sein Ite missa est und einige andere“, begründet der Kuratoriumsvorsitzende die Wahl.
Papst schickt Grußwort
Am 28. Oktober hat Papst Franziskus ein Grußwort zur Uraufführung geschickt, das mit den Worten endet: „Einen wesentlichen Beitrag zu diesem Dialog hat auch die Kunst zu bieten, sie vermag vieles auszudrücken, wo Worte versagen und verstummen. In diesem Sinne freue ich mich sehr über das „weltliche Oratorium“ Wir sind Erde und über seinen spezifischen Zugang, den es zur Enzyklika Laudato si’ und ihrem großen Anliegen eröffnet.“
Markus Vogt, Professor für katholische Theologie und christliche Sozialethik an der LMU München sagt zu seiner Arbeit am Libretto: „Es geht um die Verständigung von Glaubenden und Nichtglaubenden.“ Entscheidend sei das Streitgespräch.
Markus Vogt. Foto: Petra Kurbjuhn
Und so lässt er in seinem Text vier Protagonisten unterschiedlicher Weltsicht aufeinandertreffen: Einen Dataisten (hoher Tenor), der ganz auf technische Problemlösungen setzt, eine Humanistin (Sopran), die für die moralischen Maximen der Menschlichkeit wirbt, eine Theistin (Mezzosopran), die überzeugt ist vom Sein jenseits des Messbaren und von der Führung durch eine höhere Instanz, sowie einen Skeptizisten (Bass), der an der Menschheit und deren Umgang mit den aktuellen Krisen zweifelt.
Nach Menschenrechten jetzt Erdrechte
„Die Dramatik des Stückes lebt von den Spannungen“, erklärt Markus Vogt. „Der rote Faden ist die Anthropologie.“ Und ebenso wie es in der Aufklärung um die Menschenrechte ging, würden jetzt Erdrechte mittels eines neuen Gesellschaftsvertrages eingefordert. Wir sind Erde, das bedeute Erdverbundenheit.
Der Mensch, so erklärt der Theologe, sei ein Zwitter, zum einen erdverbunden, zum anderen himmelstürmend, zweifeln und hoffend, Materie und Geist, Ankläger und Angeklagter. Es sei dringend ein Umdenken erforderlich. „Wir Menschen sind nicht die Herren, sondern ein Teil der Schöpfung.“
Orchester des Wandels. Foto: Stiftung für kulturelle Erneuerung
Er habe sehr eng mit dem Komponisten Gregor Mayrhofer zusammengearbeitet, der auf Vereinfachung des Textes gedrungen habe, und bis zu Beginn der Proben sei noch gefeilt worden. Gregor Mayrhofer erklärt, dass in seiner Musik der Wassertropfen das Wirken des Menschen zeigt, der die Probleme des Klimawandels und der Umweltzerstörungen verursacht. Aus den Tropfen würde ein Strudel, der die Gier symbolisiere, die zu immer größerer Beschleunigung führe und damit zum rasenden Stillstand.
Auch für Markus Vogt ist das Leitmotiv des Werkes der rasende Stillstand. Die Musik könne Menschen auf einer tieferen Ebene ansprechen, da sie Trauer ebenso wie Hoffnung ausdrücke. Zudem könnten über die Musik verschiedene Menschen zusammengeführt werden, Umweltschützer und Klimaaktivisten, Träumer und Macher.
Neues Bündnis zwischen Menschheit und Umwelt
Auf der Webseite der Stiftung für kulturelle Erneuerung ist zu lesen: „Wie in der Enzyklika wird auch im Oratorium die Auffassung vertreten, dass nur Dialog und Zusammenwirken verschiedener Religionen, Wissenschaften und Kulturen nachhaltige Veränderungen bewirken können. Hinzu kommt die Einsicht, dass die äußeren Katastrophen die inneren Katastrophen des Menschseins widerspiegeln. Da die Menschen mit ihren Wirtschafts- und Lebensweisen Ursache der globalen Probleme sind, müssen sie auch deren Lösung sein. Diese liegt – ganz nach dem Motto Wir sind Erde – in einem neuen Bündnis zwischen Menschheit und Umwelt, in dem die Pflege von Ökologie und Gemeinwohl einen hohen Stellenwert hat.“
Die Stiftung für kulturelle Erneuerung unterstützte 2018 den Warngauer Dialog: Ist unser Bildungssystem noch zukunftsfähig?