„Wir wollen es leben lassen“
Kurt Gebauer: „Vertreibung aus dem Paradies“. Foto: Josef Šindler, Staré Město pod Landštejnem
Ausstellung in Tschechien
Schon von weitem erkennt man das im klassizistischen Stil erbaute Gebäude, Mitte des 19. Jahrhunderts in Altstadt, heute Staré Město, in der Nähe der Burgruine Landštejn gelegen. Bis 1945 war das Schloss in Besitz einer deutschen Familie, in der kommunistischen CSSR verfiel es. Seit 2013 ist die Familie Muzak Eigentümer und engagiert sich dafür, es zu restaurieren.
Ein Familienprojekt
Schon seit 2014 finden hier in den Sommermonaten kulturelle Veranstaltungen statt. „Wir wollen es leben lassen“, erklärt mir Jan Muzak, es sei ihnen eine große Freude, dies als Familienprojekt zu betreiben, auch wenn manche Leute sagen würden, sie seien verrückt. Ein bisschen Verrückt sein gehört zweifelsohne dazu, denn das Schloss mit seinen Seitenflügeln bedarf noch intensiver Arbeiten.
Aber das Dach sei dicht, das Gebäude stabil und deshalb wolle man es einer sinnvollen Verwendung zuführen, meint Muzak. Das Konzept wird angenommen. Als ich gestern Nachmittag zur Vernissage die wenigen Kilometer über die Grenze von Österreich gefahren war, traf ich zahlreiche Kulturinteressierte vor.
Vertreibung aus dem Paradies
Kein Wunder, denn es wurde eine Ausstellung mit Bildern von Otto Placht und einer Installation von Kurt Gebauer eröffnet. Gebauer ist Professor für Bildhauerei in Prag und hat seiner vergänglichen Installation den Titel „Vertreibung aus dem Paradies“ gegeben. Der ganze Raum ist mit Sand gefüllt, nebeneinander liegt die Positiv- und die Negativform einer weiblichen Skulptur. Während die Positivform eine aus Gips und Sand gefertigte Skulptur ist, musste sich für den Negativabdruck Jan Muzaks Schwester in den Sand legen.
Kurt Gebauer erklärt mir, dass er diese Idee schon seit vielen Jahren verfolge, jetzt aber erhalte sie durch das Flüchtlingsthema eine besondere Bedeutung. Deshalb hat er ein Foto einer durch Stacheldraht fliehenden Familie dazu gestellt.
Otto Placht: Ohne Titel. Foto: Monika Ziegler
Die Bilder von Otto Placht bestechen durch ihre Farbigkeit, sie sind zum Teil reine Ölgemälde und zum Teil Holzschnitte, die der Künstler mit Öl übermalt. Der tschechische Künstler lebt in Peru, wo er als Kunsterzieher für indigene ethnische Gruppen tätig war. Einige Arbeiten haben einen stark erotischen Fokus, andere sind fantastisch anmutende Blicke in die Natur des Amazonasgebietes.
In der Kapelle des Schlosses findet man Werke von František Hodonský, Professor für Malerei in Prag. Die Bilder sind sind ebenfalls von starker Farbigkeit und zeichnen sich durch ihre grafischen Strukturen aus.
Ein weiterer Raum ist dem Werk der beiden Brüder Doubrava gewidmet. František Doubrova war Professor für Zeichnen in Brünn, von ihm sind Landschaften, Stillleben und Akte in gegenständlicher Malweise zu sehen. Jaroslav Doubrova wurde insbesondere als Trickfilmzeichner bekannt, ich erinnere mich gut an seinen Film „Die Erschaffung der Welt“.
Letztlich ist die Malerin und Illustratorin Eva Sýkorová-Pekárová mit ihren Werken und eine Ausstellung historischer Puppen zu sehen. Für Eltern, die mit ihren Kindern das Schloss besuchen sehr hilfreich: Ein Spielzimmer für die Kinder. Hier finden auch Malkurse statt.