Happy Birthday – ein Jahr Wirkstatt
Die Wirkstatt wird ein Jahr alt. Foto: AH
Vor gut einem Jahr beschlossen Monika Ziegler und Anschi Hacklinger, das Thema „Nachhaltigkeit im Landkreis“ mit einem sehr pragmatischen Ansatz zu bearbeiten. Dazu luden sie zusammen mit Girgl Ertl interessierte Menschen zu einem monatlichen Treffen in die Weyhalla ein. Unter dem Motto „Ideen sähen – pragmatisch handeln“ wurde auch bald ein passender Name gefunden: die Wirkstatt.
Bei allen Initiativen, die entstehen, geht es im Grunde nicht nur um ein inhaltliches Thema, „was“ getan wird. Genauso spannend ist jedoch das „Wie“. Welche Menschen finden sich zusammen, wie organisieren sie sich, welche Gruppendynamik entsteht? Priorität sollte auf jeden Fall das Handeln haben, da waren sich die beiden Initiatorinnen einig. Bitte keine Abende, in denen die allgemeine Weltlage beklagt, die Politik beschimpft und die Gesellschaft im allgemeinen und besonderen für unfähig befunden würde.
Nachhaltig handeln
Zum ersten (und auch allen weiteren) Treffen kamen jeweils zwischen zehn und zwanzig Interessierte aus dem ganzen Landkreis. Es wurden alle Themen gesammelt und, wenn sich genügend Interessenten fanden, Arbeitskreise gebildet. Die monatlichen Treffen dienen also dem Austausch und Netzwerken, tatsächlich „gearbeitet“ wird in den Arbeitskreisen, die sich selber organisieren. Mittlerweile gibt es ungefähr 8 Arbeitskreise, die unterschiedlich aktiv sind: die Wundergartenwerkstatt (Bildung), die Freibeutler (verpackungsfrei einkaufen), Essensretter (Obst ernten), SoLaWi (solidarische Landwirtschaft), Verschenkregal, Tinyhouse, Gemeinwohlökonomie, um nur einige zu nennen.
Die Freibeutler auf dem Wochenmarkt in Holzkirchen. Insgesamt sollen 1000 Breznbeutel genäht werden, um dem Ressourcenverbrauch bei den Papiertüten entgegenzuwirken. Anschi Hacklinger, Kick von Walbeck, v.l. Foto: Kathi Rummel
Wir stellten fest, dass es sinnvoll ist, sich unterschiedliche Zeitfenster für Aktionen vorzunehmen, um auch den unterschiedlichen Möglichkeiten der Wirkstattler gerecht zu werden – die eigene Zeit- und Energieressourcen sind eben wie immer und überall begrenzt. Im Sommer und Herbst wurden zum Beispiel sehr kurzfristig einige Obstbäume beerntet, deren Besitzer in Anbetracht der Mengen überfordert waren. Dafür brauchte es nur wenige Leute, die spontan etwas Zeit hatten; es wurde Obst geerntet und weiterverschenkt, damit war die Aktion auch wieder beendet bis zum nächsten Anruf.
Kriacherl – heimisches Obst, superaromatisch! Diese gab’s im Sommer in Hülle und Fülle und wurden fleißig geerntet und verschenkt Foto: AH
Die Teilnahme beim Markt der Ideen der Kulturvision in Holzkirchen dagegen erforderte längere Planung. Die Wirkstatt war dort mit vier Ständen vertreten, nähte Breznbeutel, informierte über plastikfreies Einkaufen und machte Kreativangebote für Kinder. Außerdem gab es ein Quiz zum Thema Lebensmittel retten und einen Gib- und Nimmstand.
Lesetipp: Anders wachsen-Finale
Verschenkregal
Auch der geldlose Tausch von Waren ist mittlerweile ein Thema der Wirkstatt geworden; das neueste, wiederum sehr pragmatische Projekt ist ein Verschenkregal in der Weyhalla. Hier kann jede/r gut erhaltene Dinge, die nicht mehr gebraucht werden (Kleidung, Fehlkäufe, Haushaltswaren, Bücher etc.) hineinstellen, also „verschenken“. Und jede/r darf sich aus dem Regal nehmen, bekommt also „geschenkt“ was er/sie brauchen kann. Bis Ende November läuft die Probephase. Wichtig ist, dass genügend „Durchsatz“ und keine „Entsorgung“ stattfindet.
Ausklang nach der Wirkstatt in der Weyhalla Foto: AH
Wir vergleichen die Wirkstatt gerne mit einem Garten. Bevor alles neu angepflanzt wird, ist wichtig zu schauen, welche Pflanzen schon wachsen, sprich, welche Initiativen es schon zu bestimmten Themen gibt – dann ist vernetzen sinnvoll. Und wer Lust hat, kann eine neue Idee ansähen. Das braucht Zeit, manche Idee wächst schneller, eine andere langsamer. Und auch die Wirkstattgärtner haben unterschiedliche Ressourcen und bringen ihre Kompetenzen nach den individuellen Möglichkeiten ein.
Wundergartenwerkstatt
Das Wirkstattlogo und die Homepage zum Beispiel wurden dankenswerterweise aus den eigenen Reihen erstellt. Es gibt Menschen, die lieber auf Zuruf mithelfen und andere, die selber entwickeln. Für die Wundergartenwerkstatt wurde mittlerweile sogar wieder ein eigener Verein gegründet – dieser Baum wächst also schon sehr kräftig. Andere Pflänzchen dagegen brauchen noch mehr Zuwendung und Zeit…
Wundergartenwerkstatt auf dem Markt der Ideen in Holzkirchen mit Fränze Stein. Foto: AH
Für das nächste Jahr steht auf jeden Fall die Teilnahme am Klimafrühling auf der Tagesordnung, außerdem die Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten. Und bestimmt gibt es wieder kurzfristige, schnell wachsende Pflänzchen. Ein bunter, vielfältiger Garten, in dem viele unterschiedliche Blumen wachsen können, ist auf jeden Fall eine schöne Aussicht.
Links zum Weiterlesen:
- www.solidarische-landwirtschaft.org/index.php?id=92
- www.transition-initiativen.org/
- bayern.ecogood.org