Bezahlbares Wohnen wird zum Privileg
Geballte Kraft: (v.l.n.r. Andrea Hailer (PR), Richard Weissenbacher: Geschäftsführer Stellwerk 18 GmbH, Daniel Artmann: Geschäftsführer Stellwerk 18 – Digitale Wirtschaft Südostoberbayern e.V., Alfred Hilscher: KAB Rosenheim, Kreisvorsitzender und Kreiskatholikenrat, Alexander Kirnberger: Sozialforum Rosenheim, katholische Betriebsseelsorge, Juliane Stiegele: UTOPIA TOOLBOX, Dr. Ulrich Schäfert: Erzdiözese München und Freising, Fachbereich Kunstpastoral, Sebastian Heindl: Stadtpfarrer Pfarrei Christkönig/Pfarrverband Am Zug, Gudrun Unverdorben: KAB, Erwin Heller: UTOPIA TOOLBOX, Dietrich Mehl: Sozialverband VdK Bayern, Kreisgeschäftsführer, Günther Stranzinger: Diakonie Soziale Dienste Oberbayern, Bereichsleitung Beratung – Arbeit – Bildung . Foto: MZ
Pressegespräch in Rosenheim
Mit Bündelung der gesellschaftlichen Kräfte und durch Einbeziehung von Kunst hat Rosenheim eine Frage angepackt, die für den Landkreis Miesbach dieselbe Brisanz hat: „Wie wollen wir wohnen?“ Neue Ideen für die Stadt gibt es in einer umfassenden Veranstaltungsreihe vom 19. September bis zum 12. Dezember.
Bei einem Pressegespräch im Stellwerk 18, einem neuen Gründerzentrum in Rosenheim, schauen wir vom Dach auf die Stadt und sehen Kräne und Baustellen. Aber die Wohnsituation ist hier wie überall in der Nähe Münchens hochaktuell. Es fehlen Wohnungen und die vorhandenen sind zu teuer. Das Thema „Wohnen“ wird immer mehr zu einem gesamtgesellschaftlichen Thema.
Blick vom Stellwerk 18. Foto: MZ
„Wir müssen von den Kirchen dahin gehen, wo die Probleme sind“, sagt Alexander Kirnberger vom Sozialforum Rosenheim. Und er ist davon überzeugt, dass man ein Thema derartiger gesellschaftlicher Relevanz sinnvoll mit anderen Blickwinkeln verknüpfen muss.
„Wir hoffen auf die Kraft der Kunst“, sagt Ulrich Schäfert vom Kunstpastoral der Erzdiözese München und Freising.
Alexander Kirnberger, Dr. Ulrich Schäfert und Andrea Hailer luden zum Pressegespräch ein. Foto: MZ
Deshalb haben sich Kunstpastoral und Sozialforum Rosenheim nicht nur mit zahlreichen sozialen Verbänden der Region verbündet, sondern sie haben sich UTOPIA TOOLBOX ins Boot geholt. Juliane Stiegele initiierte das Kunstprojekt vor sechs Jahren in Augsburg.
Es vereint Menschen unterschiedlicher kreativer Ausrichtung, die sich die Frage stellen: „Wie wollen wir eigentlich leben?“ In der UTOPIA TOOLBOX findet der Interessent das Handwerkszeug für die Arbeit an der Zukunft.
Mobiles Zukunftsministerium
Nach Rosenheim kommt die Initiative mit einem Container, der an zwei festen Standorten aufgebaut wird. In keiner Kommune gebe es Anlaufstellen, in denen Bürger mit ihren Visionen kommen können, erklärt Juliane Stiegele ihr Vorhaben. „Wir aber wollen das kreative Potenzial schöpfen.“ Dafür habe man das mobile Zukunftsministerium für Träume geschaffen, das am 27. September anreist.
Juliane Stiegele von UTOPIA TOOLBOX. Foto: MZ
Passanten dürfen hier die Frage beantworten: „Was willst du wirklich?“, bezogen auf das Thema Wohnen. Alle Interviews werden dokumentiert und am Ende des Projektes an die Verantwortlichen der Stadtverwaltung übergeben. Eine Idee werde man selbst realisieren.
Gipfeltreffen „Wohnen“
Am Ende der Containerzeit findet ein Gipfeltreffen statt, bei dem die Ergebnisse vorgestellt und nachhaltige soziale und architektonische Konsequenzen daraus manifestiert werden sollen. „Es soll etwas Dauerhaftes bleiben“, betont Juliane Steigele. Keineswegs dürften die Ergebnisse in Schubladen verschwinden.
Ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm. Foto: MZ
Das ist aber bei weitem nicht alles. Ein reichhaltiges Rahmenprogramm mit Vorträgen, Diskussionen einer Ausstellung, Workshops, Spaziergängen, Radtouren und Filmen zum Thema Wohnen rundet die Reihe ab.
Lesetipp: Von der Schwierigkeit des Wohnens zum anders Wohnen
Bezahlbarer Wohnraum werde ein Privileg und sei schon lange kein Grundrecht mehr, darüber waren sich die Teilnehmer des Pressegesprächs in Rosenheim einig. Auch die Kooperation mit anderen Kommunen sei notwendig.
Thema betrifft auch Mittelstand
Das Thema betreffe Senioren, Alleinerziehende, sozial schwache und kranke Menschen ebenso wie Flüchtlinge. Zunehmend ist aber auch der Mittelstand betroffen. Zu niedrige Renten, zu geringe Gehälter im Vergleich zu den hohen Mieten zwinge die Menschen wegzuziehen.
Dieses Projekt in Rosenheim könnte als Vorbild für andere Kommunen dienen, denen die Frage nach Wohnraum genauso auf die Pelle rückt. Deshalb bietet sich ein Besuch an. Alle Informationen finden sich beim Kunstpastoral und bei Utopia Toolbox.
„Ich wusste nicht, dass es unmöglich ist“
Und so sollte das Motto auch für den Landkreis Miesbach der Spruch von Jean-Jacques Cocteau sein, den Juliane Stiegele am Ende zitierte: „Ich wusste nicht, dass es unmöglich ist, deshalb habe ich es gemacht.“