Wort und Keramik

Wort und Keramik verwoben

Cover „was bewegt“ von Dagmar Langer und Stephanie Wochinger. Foto: Petra Kurbjuhn

Buchtipp von KulturVision

Es ist ein besonderes Buch und sollte eigentlich nicht beschrieben, sondern angeschaut und gelesen werden: „was bewegt“ von Dagmar Langer und Stephanie Wochinger. Hier der Versuch einer subjektiven Annäherung an die Kunst in Wort und Keramik.

Stephanie Wochinger kam 2013 in die Schreibwerkstatt von KulturVision. Fünf Jahre lang durften wir ihre Texte hören, die uns alle immer wieder bewegten. Sie selbst sprach immer von aneinandergereihten Wörtern. Das stimmt. Aber welche Wörter. Sie waren wuchtig und zart gleichermaßen, sie trafen das Thema nicht durch das Ausgesprochene, sondern das Dazwischenliegende, das Zuahnende.

Schon in ihrem ersten Buch freiRÄUME mit Bildern der Tölzer Malerin Angela Sommerhoff verband sie ihre Worte mit bildender Kunst und schuf damit genau das, was der Titel verspricht: Freiräume für das eigene Denken und Wahrnehmen.

Lesetipp: Innenräume Freiräume geben

Jetzt hat sich Stephanie Wochinger von den Keramikskulpturen von Dagmar Langer inspirieren lassen. Sie traf die Karlsruher Künstlerin, die normalerweise in Galerien ausstellt, auf dem Weyarner Kunsthandwerkermarkt und war vom Ausdruck der Gesichter und der Haltung der Figuren fasziniert. Aus dieser Begegnung entwickelte sich eine intensive künstlerische Zusammenarbeit in Wort und Keramik.

Wort und Keramik
Wort und Keramik. Foto: Petra Kurbjuhn

Die Hartpenninger Poetin versuchte, so schreibt sie, das Sichtbare mit dem dahinter liegenden Unsichtbaren zu verknüpfen. Sie wolle mit ihrem Spiel der Worte die Vorstellungskraft anregen, die hineinführe in die eigenen verborgenen Welten, in denen wir uns weiterentwickeln können.

Stephanie Wochinger
Stephanie Wochinger. Foto: Petra Kurbjuhn

Damit ist das Buch nicht einfach nur ästhetisch schön und anregend zu lesen und zu betrachten, sondern es ist eine Aufforderung, eine Einladung, sich selbst auf den Weg zu machen, anhand von Kunst und Literatur die eigene Innenwelt zu erforschen. Schon immer hat Kunst neben dem Sichtbaren auch dem Betrachter die Möglichkeit eröffnet, in die dahinter liegende unsichtbare Welt einzudringen. Kunsttherapeuten versuchen, ihren Patienten mit Mitteln der Kunst Innenräume zur Entwicklung freizulegen. Und auch für Gesunde eröffnet die Kunst die Möglichkeit, Glaubenssätze und Haltungen zu hinterfragen.

Dagmar Langer schuf Figuren, in denen sich der Betrachter wiedererkennen kann. Im sehnsuchtsvollen Gesichtsausdruck der weiblichen Figur ebenso wie in der zugeneigten Haltung des Paares. Dieser Arbeit widmete Stephanie Wochinger eine Geschichte und ein Gedicht.

Begegnung was bewegt
Begegnung. Foto: MZ

Die Geschichte erzählt in einfachen Worten eine Empfindung, die wohl manche Frau schon erlebt hat. Sie ist in tiefer Berührung, Bewegung zu ihrem Partner, den sie nur am Wochenende sieht. Jetzt steht wieder die Trennung ins Haus und sie ist voller Zuneigung und voll vom Erlebten des Wochenendes. Da sagt er: „Mein Zug geht in zwei Stunden.“ Der Moment der Verbundenheit ist verflogen, ist der männlich-pragmatischen Äußerung zum Opfer gefallen. Aber es war wohl nur Unsicherheit, denn eigentlich hätte er sie küssen wollen und er spürt es sofort, dass sie kühl und abwesend wirkt, trotz seines hingeworfenen „Ich liebe dich“. Zu spät, es bleibt eine unstillbare Sehnsucht.

Das Geheimnis der Begegnung fängt Stephanie Wochinger in ihrem Gedicht ein und kann jetzt ganz andere Schwingungen auslösen, wenn sie schreibt:

Gedankenreisen
Spielen nur
Ein trügerisches Spiel
Mit uns
Und
Ent-zweit
Die stille Nähe.

Stephanie Wochinger gelingt es, ihre Worte so um die Figuren zu schlingen, dass dem Leser tiefer liegende Prozesse des Menschseins klar werden. Sie kann dies in einfache Geschichten ebenso umsetzen wie durch ihre Gedichte verbalisieren. Dadurch entsteht ein dreifacher Ansatz: Dagmar Langers keramischer Kunst verwoben mit zweifacher Wortkunst.

Dagmar Langer schreibt hierzu: „Stephanie Wochingers Gedankenreisen laden ein zum Innehalten und Verweilen.“ Sie erschaffe BetrachtungsRAUME mit Perspektiven auf das Zerbrechliche, Feine, auf das Mögliche oder zu Erahnende und auf das, was gelebt werden möchte. So könne dieses Buch zur Besinnung auf Sinnvolles führen und dies aus dem Zusammenspiel aus den Innenwelten zweier Künstlerinnen, ausgedrückt in Wort und Keramik.

Dagmar Langer, Stephanie Wochinger „was bewegt“, ISBN 978 3-00-065770-5, erhältlich in der Bücherecke Holzkirchen.

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