
Mozart und Punkpoesie. Geht das?
Frank Klötgen und das Ensemble Varié. Foto: Johannes Green
Musik und Poesie in Waakirchen
Ja, wenn das Ensemble Varié mit der Poetry-Slam-Legende Frank Klötgen das Programm WORTimAKKORD – Klassik slams Poetry bei der Kleinkunstbühne Waakirchen am 26. Januar gestaltet, das spielerisch eine elegante Gratwanderung zwischen Klassik und Poetry Slam meistert.
Frank Klötgen ist seit 1998 als einer der ersten Poetry Slammer unterwegs und organisierte die deutschen Meisterschaften in dem Format. Er erhielt den Literaturpreis der ZEIT, gewann den ARTE-Webslam, den Polit-Slam der Süddeutschen Zeitung und war Stipendiat der philologisch-kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck sowie der Hamburger Kulturförderung.
Seit 2016 ist er mit seinen Gedichten weltweit bislang durch 32 Länder auf vier Kontinenten gereist. Am 6. Januar veröffentlichte er auf seiner Webseite das 2356. Gedicht, ein Sonett, in dem es um unerledigte Mails geht. Wer kennt das nicht?
Wie Goethe und Schiller
Seine Texte haben eine klassische Form, sind spielerisch, sie enthalten alte Vokabeln ebenso wie neue Wortschöpfungen, sind balladenartig oder eben auch Sonette. Cross-over, sagt er und nennt als Vorbild solche Meister wie Goethe und Schiller.
Frank Klötgen. Foto: Gerd Schober
Er sei aber auch musikalisch unterwegs, erzählt er. Mit seiner Band Marilyn’s Army produzierte er mehrere Alben. Gerade hat er ein neues Programm mit dem Münchner Lach & Schieß-Ensemble aufgeführt. Dieses Allroundgenie kommt also nun mit dem Ensemble Varié nach Waakirchen.
„Klassische Musik und Poetry Slam verbindet nichts“, sagt Frank Klötgen, so etwas gebe es höchst selten, er aber habe sich gern auf das Experiment eingelassen und es funktioniere. „Das Publikum nimmt es mit erstaunten Gesichtern als eine Einheit wahr.“ Die Vertreter des einen Lagers, der Klassik, amüsierten sich über das Wiedererkennen der bekannten Stücke und die Vertreter des anderen Lagers ergötze sich an den Texten.
Ensemble Varié. Foto: Johannes Green
Idee und Konzept stammen von Wolfgang Renner, dem Gitarristen des Ensembles Varié. „Mit diesem Programm kann man Menschen zusammenführen“, sagt er. Junge Leute würden zur Klassik animiert und ältere zu Poetry Slam. „Der Abend soll Spaß machen, enthält aber auch nachdenkliche Momente“, kündigt er an.
Lustig sei das Melodram vom mißglückten kulinarischen Date mit Carmen oder wenn Frank Klötgen zu Rossinis „Barbier von Sevilla“ Godzilla eine VoKuHiLa verpasst. Eher nachdenklich stimmten Texte, die mit Vorurteilen und Klischees aufräumen.
„Frank Klötgen ist eine Rampensau“
Frank Klötgen habe zu seinen schon vorhandenen Texten einige eigens für dieses Programm geschrieben. Gemeinsam mit der Musik von Vivaldi, de Falla, Debussy, Dvorak, Bach, Mozart und vielen anderen sei so ein kurzweiliger Abend entstanden.
„Frank Klötgen ist eine Rampensau“, kündigt Wolfgang Renner an, der mit Flötistin Katja Volkmer und Violinistin Olena Savka das Ensemble Varié bildet. Ja, er stehe gern auf der Bühne, bestätigt Frank Klötgen und die Kombination mit dem dreiköpfigen Kammermusikensemble sei reizvoll für ihn. Er, der aus der Rockmusik komme, staune, wieviel Kraft in dieser zierlichen Instrumentierung stecke.
WORTimAKKORD. Foto: Johannes Green
So ist auch eins seiner Texte eine Ballade über das Musizieren, denn in einem Ensemble gebe es doch sehr unterschiedliche Seelen, die er kommentiere. So sei beispielsweise das Talent des Paukisten doch recht spärlich eingesetzt.
Viele seiner Texte seien Versionen klassischer Gedichte. „Ich habe eine Fortsetzung von Schillers „Taucher“ geschrieben“, erzählt Frank Klötgen. Aber auch Mörikes „Frühling“ tauchte reloaded im Programm auf.
WORTimAKKORD – Klassik slams Poetry verspricht also ein so noch nie gehörtes musikalisch-poetisches Gipfeltreffen von gereimten Gedichten von heute und klassischer Musik, einen Abend voller ausgelassener wie ruhiger und nachdenklicher Momente zum Genießen, Schmunzeln und herzhaftem Lachen.
Zum Weiterlesen: Junges Musikkabarett für ein junges Publikum