Wunderbare Lebendigkeit und Freiheit
Wilhelm Werth O.T. Foto: MZ
Ausstellung in Holzkirchen
Wuchtig, expressiv, starke Farbigkeit, das ist der erste Eindruck, wenn man die Bilder von Wilhelm Werth sieht. Der Wunsch, Assoziationen zu Bekanntem zu finden, wird beim Betrachter beim zweiten Blick erfüllt, zumindest bei einigen Arbeiten.
Dann nämlich erkennt er Landschaften, anders zwar als in der realen Welt, aber es sind Berge, Felsen, Täler, Flüsse, Bäume erkennbar. In ihrer Farbigkeit indes haben sie nur sehr wenig mit der „echten“ Landschaft zu tun, zudem fallen in den Bildern starke, nahezu überbetonte Konturen auf, zumeist in Schwarz. Einige der Bilder weisen eine horizontale Teilung auf, die Segmente harmonieren in ihrer Farbigkeit, aber die Formen unterscheiden sich.
In der Tat, so erklärt Wilhelm Werth, seien alle Bilder aus Eindrücken aus der Natur entstanden, erlebte Landschaft sozusagen. Er habe Geografie und Kunstgeschichte studiert, bevor er an der Akademie der Bildenden Künste in München Malerei studierte, erzählt er. Dieses Wissen und diese Neugier für Geografie finde auch ihren Niederschlag in seiner Malerei.
Erlebte Natur
„Ich möchte nachahmen, was die Natur in Jahrmillionen geschaffen hat“, sagt er, manchmal weit weg vom Original und manchmal näher dran. Die Originale, die sind in Norwegen und Kroatien, dort erlebte er die Natur, fotografierte sie und setzte sie zu Hause in Malerei um.
Und so irrt der Betrachter, wenn er meint, die kleinen ausgestellten Zeichnungen, in denen unschwer Ähnlichkeiten zu den ausgestellten Bildern erkennbar sind, seien Vorstufen für die Acrylmalerei, ganz im Gegenteil fertigt der Künstler die Zeichnungen als „Nachbilder“ und manchmal entstehen daraus noch einmal farbige Werke.
Ein Vor- und Hintereinander
Beim Malen, so sagt Wilhelm Werth, sei die direkte Vorstellung verschwunden und er könne sich ganz dem Prozess des Malens hingeben, höchstens noch beeinflusst durch das Hören von Musik. Warum aber manche Bilder eher dunkel wirken und bei anderen Weiß vorherrscht kann er nicht sagen.
Wir stehen vor dem dreigeteilten Bild, das wie alle anderen auch O.T. heißt. In der Mitte ist eine Felslandschaft zu ahnen, unten und oben lösen sich die Strukturen auf. Wilhelm Werth erklärt, dass es als ein Vor- und Hintereinander zu verstehen sei, für mich sind die beiden aufgelösten Bereiche Details des mittleren.
Mehr Freiheit
Der Künstlerkollege und Freund Wilhelm Werths Friedolin Kleuderlein, sprach gestern Abend zur Eröffnung der Ausstellung in der Galerie Steingraber die einführenden Worte. Er sagte: „Der Maler gibt Meer, Bergen, Bäumen, Gletschern, Täler, Steinblöcken am Strand, all dem, mehr Freiheit und damit die Erlaubnis im Bild neu zu erscheinen, ohne ihr Wesen, ihre Eigenart aufzugeben.“
Der Künstler, so Kleuderlein, führe uns zu einer gesteigerten Wirklichkeit weit über unsere übliche Wahrnehmung hinaus, er zeige uns den Wechsel von „gewaltig bildfüllender Masse hin zu feinster nebliger Auflösung, begleitet von sichelartigen Spiegelungen“. Man ahne in diesen Bildern eine wunderbare Lebendigkeit und damit Freiheit.