Wurzeln des Überlebens

Die „Wurzeln des Überlebens“ entdeckt

Wurzeln des Überlebens. Foto: Denkmal Film

Filmtipp von KulturVision

„Wurzeln des Überlebens“ nennt Bertram Verhaag seinen 12. Film, den er über ökologische Landwirtschaft drehte. Dieses Mal begleite der Dokumentarfilmer fünf Protagonisten, die sich beinahe vergessenes bäuerliches Wissen der letzten Jahrtausende zu Nutze machen und weiterentwickeln.

Erich Stekovics aus Österreich kann von Tomaten nicht genug bekommen. In fast biblischem Ausmaß sammelt der ehemalige Priesteranwärter Tomatensorten. Über 3000 Arten hat er schon, etwa 500 Sorten kommen jährlich auf seine Felder. Das geschieht ohne besonderen Aufwand, ohne künstliche Bewässerung, ohne mühevolles Hochstecken, ohne Ausgeizen – „eine Pflanze möchte so sein dürfen, wie sie ist“. Sie wachsen einfach auf dem Boden.

Wurzeln des Überlebens
Karl Schweisfurth. Foto: Denkmal Film

Karl Schweisfurth vom Gut Hermannsdorf bei Glonn hat sich auf die Seite der Hühner geschlagen. In der modernen Hühnerhaltung werden die Küken mit dem „falschen“ Geschlecht in den ersten Minuten ihres Lebens getötet und meist noch lebend geschreddert. „Das hat ihn empört“, sagt Bertram Verhaag und sei für ihn in der biologischen Landwirtschaft ein nicht hinnehmbarer Zustand. Er forschte und fand Zweinutzungshühner, also solche, die zum Eierlegen und zum Schlachten gehalten werden können. „Er hat seine Kunden eingebunden, Geld gesammelt und Ställe mit Auslauf gebaut“, erzählt der Filmemacher. Das Hühnerfleisch wird auf Gut Hermannsdorf verwertet, verkocht und in Gläser abgefüllt, es ist im Hofladen erhältlich.

Wurzeln des Überlebens
Gut Hermanssdorf. Foto: Petra Kurbjuhn

Christoph Simpfendörfer aus Stuttgart meint, dass Bauern in die Stadt gehören. Ihre Arbeit soll sichtbar sein, damit die Menschen „geerdet“ werden und wieder wissen, was für eine gesunde Landwirtschaft nötig ist. Simpfendörfer geht über die biologische Anbauweise hinaus und arbeitet biologisch-dynamisch. Er erzählt über Sinn und Wirkungsweise der biologisch-dynamischen Präparate und wie man sie herstellt, um die Pflanzen zu stärken und zu befähigen, die Kräfte von Sonne und Kosmos besser zu nutzen. „Die biologisch-dynamische Landwirtschaft ist die Königin der Landwirtschaft“, konstatiert Bertram Verhaag. Hier gehe es um die Kreislaufwirtschaft und um die Erkenntnis, dass der Boden besser hinterlassen werden sollte als er vorgefunden wurde.

Kuh und Kalb

Mechthild Knösel ist Landwirtin auf einem am Bodensee liegenden Hofgut. Sie ist dort verantwortlich für 50 Milchkühe plus Nachzucht. „Ich wollte der Kuh die Beziehung zu ihrem Kalb zurückschenken, denn normalerweise werden die Kälber von ihren Müttern am Tag der Geburt getrennt, damit diese gemolken werden können. Kuh und Kalb leiden unter der Trennung und die Rufe der Trauer und Verzweiflung gehen einem durch Mark und Bein, wenn sie so früh getrennt werden.“

Wurzeln des Überlbens Bertram Verhaag
Dokumentarfilmer Bertram Verhaag. Foto: Denkmal Film

Sepp Brauns Spezialgebiet ist das, was andere als Dreck bezeichnen. Für den Freisinger ist sein Boden kostbarer Grundstoff, der alles Leben neu hervorbringt. Schon vor mehreren Jahrzehnten erkannte er im Regenwurm einen wichtigen Helfer, um die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern. Im Moment beschäftigt er sich mit Agroforestrie. „Er pflanzt Bäume auf die Felder und erreicht dadurch eine vielfache Nutzung“, erklärt Bertram Verhaag das Prinzip. Das Klima verändere sich und die Böden bekommen mehr Feuchtigkeit. „Wenn die Singvögel singen, öffnen sich die Blätter und können mehr Nährstoffe aufnehmen, wodurch ein höherer Ertrag erzielt wird.“ Das sei eine uralte Weisheit, die Sepp Braun wieder entdeckte.

Lesetipp: „Lasst mich wieder Bauer sein“

Erzählerisch umrahmt wird der Film durch die Ballade „Der Weltuntergang“ des Schweizer Schriftstellers Franz Hohler, eindrucksvoll vorgetragen und interpretiert von Schauspieler Willi Lenik.

Wurzeln des Überlebens
Der schauspieler Willi Lenik. Foto: Denkmal Film

„Ich habe die Ballade schon vor 40 Jahren in München gehört, sie hat mich sehr beeindruckt und die Augen geöffnet, dass alles mit allem verbunden ist“, sagt Bertram Verhaag. Es gehe darum, dass durch das Verschwinden eines winzig kleinen Käfers auf einer winzig kleinen Südseeinsel der gesamten Menschheit der Weltuntergang droht.

Tipp: Im OLAtv.de Programm für die Woche vom 03. – 09. Juli 2021 wird über über die Premiere von „Wurzeln des Überlebens“ berichtet.

In der Reihe anders wachsen zeigen wir den Film „Wurzeln des Überlebens“ im Herbst im FoolsKINO in Holzkirchen.

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf