Was hat Yoga mit Butterblume zu tun? Andreas Loh weiß es.
Entschleunigtes Yoga am Tannerhof mit Klavierkompositionen von Andreas Loh. Foto: IW
Piano Konzert und Tala Yoga am Tannerhof, Bayrischzell
Die Titel der Stücke des Pianisten und Yogalehrers Andreas Loh verraten, das er sich mit den Zuhörern auf es eine Reise begibt. Dazu verwandelt sich der Saal des Tannerhofes in einen Klangtempel mit gemütlichen Sesseln, Sofa und Yogamatten.
Konzerte seien „Interaktives Happening“, sagt Andreas Loh. Er benutzt in diesem Zusammenhang das Wort „Kreisverkehr“. Denn die Qualität der Musik beeinflusst die Qualität des Zuhörens. Und die Qualität des Zuhörens wiederum beeinflusst die Qualität der Musik. Und so weiter. Die Qualität des Raumes mit seiner Atmosphäre und Akustik trägt auch dazu bei, möchte man ergänzen.
Wenn man die Augen schliesst, so wie der Yogalehrer und Komponist es vorschlägt, dann kann man in sich hineinspüren, lässt sich von der Musik leiten. Öffnet man die Augen, fühlt man sich am richtigen Ort, angekommen.
Die Kerzen in den Fenstern des Saales flackern sacht, sonst ist das Licht gedämmt, die Zuhörer auf den Sitzplätzen, und auch diejenigen, die auf den Yogamatten im Lotussitz sitzen oder auf dem Rücken liegen, sind entspannt, sind getragen von den Klavierklängen, lauschen, lassen sich davon führen durch Atem und Körper, Zeit und Raum.
Positive Attribute „floaten“ durch den Raum
Dass man mit 5 Jahren Klavier lernen müsse, damit man ein großer Meister wird, hält Andreas Loh für eine Mähr. Er spielt seit 13 Jahren Klavier, seit er fünfundzwanzig ist. Vor sechs Jahren hat er angefangen zu komponieren. Alle seiner Stücke sind Eigenkompositionen. Sie heißen „Floating“, Love of tomorrow“ und „Himmel auf Erden“ beispielsweise. Wärme „floatet“ durch den Raum, durchströmt die Zuhörer, auch Zuversicht und Ruhe, Kraft und Glück. Es sind all diese positiven Attribute, die sich wie auf eine Perlenschnur reihen, die sich durch den Abend schlängelt.
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Zuvor konnten Yogainteressierte und -praktizierende drei Tage lang an einem Yoga Retreat bei Andreas Loh am Tannerhof teilnehmen. „Tala Yoga“ nennt sich das von ihm entwickelte System, dass eine Verbindung aus Atem und Bewegung auf eine ganz neue Weise fokussiert und zudem mit Musik verbunden ist, die eigens dafür komponiert wurde. Der Begriff „Tala“ kommt aus dem Sanskrit und bedeutet so viel wie musikalisches Maß.
Musik unterstützt die Achtsamkeit
„Gewisse Tempi beeinflussen die Gehirnwellen, stimulieren sie positiv, besonders im Bereich der Theta-Wellen.“ Das wirke sich positiv aus auf die Meditation und auch etwa auf die Zeit vorm Einschlafen. Die Musik unterstützt den Übenden darin, achtsam zu sein. Sobald Atem und Bewegung nicht mehr synchron sind, führt die Musik wieder zum gleichmäßigen Atmen zurück. Mit dem von ihm entwickelten Tala-Yoga möchte er einen Link zwischen dem Indischen, sehr purem, reduzierten Yoga herstellen und dem Amerikanischen Yoga, dass stark vom Entertainment geprägt ist. Er versteht Tala-Yoga als Weiterentwicklung des Ashtanga Yoga, gleichsam als Europäisches Yoga.
Sich mit Schönem umgeben fördert die Liebesfähigkeit
Sein vorletztes Stück, das den Namen „Existenzwanderungen“ trägt, führt die Konzertbesucher noch einmal durch die Vielschichtigkeit des Lebensflusses. Dieser ist zuweilen sperrig, auch bedrohlich, in Momenten, wo nichts rund läuft oder Krankheit uns schwächt. Trotzdem, das macht die Musik begreiflich, unterliegt der Lebensfluss einem steten, eigenen Rhythmus, der nicht unterbrochen wird, wenn Steine oder Stromschnellen aus dem Weg geräumt oder umschifft werden müssen. Der Lebensfluss ist wie der Herzschlag und das Atmen, ein steter, zuverlässiger Rhythmus, und lässt sich durch Yoga, Achtsamkeit und Meditation lenken. Alles wird gut am Ende.
Darum vielleicht auch hat er als letztes Stück „Butterblume“ ausgewählt. „Sich mit Schönem umgeben fördert unsere Liebesfähigkeit“, sagt er. Und spielt ein hauchzartes und doch ungemein greifbares Stück von Optimismus, Heiterkeit, Schönheit und Leichtigkeit. Damit entlässt er seine Zuhörer und Yogaschülerinnen in den Abend und bedankt sich herzlich. „Ohne Zuhörer keine Musik“ sagt er, und dass man solch schöne Orte in Berlin nicht kenne, wie den Tannerhof. Da mag er Recht haben. An einem Abend wie diesem spürt man, es ist ein Ort zum Abschalten und Ausspannen, Kraft und Energie tanken.