Mozart-Opern im Taschenformat
„Die Zauberflöte“: Maximilian Kiener und Cecilia Berglund. Foto: Christiane Brunner
Konzert in Holzkirchen
Ein lauer Sommerabend im April. Vier bestens aufgelegte Musiker, drei stimmgewaltige Gesangssolisten, witzige Zwischentexte und Dialoge, kreative Kostüme, ein wandelbares Minibühnenbild – mehr brauchte es nicht, um entspannte Holzkirchner ins glamouröse Salzburg zu entführen.
„Love me Amadeus“ heißt das neue Programm des Zauberflöten Quartetts Salzburg mit Antje Engler (Flöte), Florian Beer (Violine), Julia Ammerer (Violoncello) und Alexander Engler am Klavier, die gemeinsam mit der Sopranistin Cecilia Berglund, dem Bariton Mantas Gacevičius und dem Tenor Maximilian Kiener diesen zauberhaften, amüsanten Mozartabend präsentierten.
Es geht wie immer um die Liebe
Drei Liebespaare und ihre Beziehungen zueinander bilden den roten Faden der „Opern-Schnappschüsse“, wie Antje Engler in ihrer Moderation das bewährte Format des Quartetts gerne nennt. Bekannte Arien, Duette und Terzette aus Erfolgsopern des großen Meisters Wolfgang Amadeus Mozart werden schnappschussartig beleuchtet. Dazu Hintergrundinformationen und kurze Werkseinführungen. Eine runde Sache also.
„Don Giovanni“: Mantas Gacevičius. Foto: Christiane Brunner
„Die Hochzeit des Figaro“
Figaro und Susanna wollen heiraten. Doch ihr Dienstherr, Graf Almaviva, fordert von Susanna das Recht der ersten Nacht. Das führt naturgemäß zu Problemen. Witzige Details der Inszenierung, wie Don Basilios Geige als kleine Schnapsflasche oder vorbereitete Texte aus dem Off, wie das Gespräch zwischen Cherubino und der Gräfin, kommen gut an. Sängerisch füllen die Solisten den Oberbräusaal ohne Anstrengung. Alle drei sind nicht nur erfolgreiche Absolventen des Mozarteums, sondern auch international gefeierte Preisträger.
Mantas Gacevičius brilliert in der Doppelrolle des Figaro und des Grafen. Da heißt es, schnell sein beim Kostümwechsel. Maximilian Kiener als Don Basilio lobt sein Phlegma und wie einfach man sich unter einer Eselshaut verstecken kann. Dabei muss er sein Können überhaupt nicht verstecken. Fulminant und geschmeidig singt er seine Arie. Schon erscheint Susanna zum Stelldichein mit dem Grafen und bezaubert ausdrucksstark mit der Rosenarie. Romantisch und mit einer guten Portion Koketterie tritt Cecilia Berglund mit dem Publikum in Kontakt. Und wer Glück hat, bekommt sogar eine kleine Rose.
Das Zauberflöten Quartett Salzburg und Cecilia Berglund, die Rosen ans Publikum verteilt. Foto: Christiane Brunner
Intermezzo: Kirchenmusik
Vor dem nächsten Opernschnappschuss erzählt Antje Engler von Mozarts Ambivalenz den Kirchenoberen gegenüber. Sie haben es ihm oft nicht einfach gemacht. Und so zog Mozart immer wieder gerne über die „Pfaffen“ her. Doch auch seine geistliche Musik ist meisterhaft. Mit der Kirchensonate in C-Dur, KV336, setzt sich das Quartett eindrucksvoll in Szene. Violine, Flöte und Klavier erstrahlen in tiefer Harmonie und geben diese auch im Einklang mit dem Violoncello weiter. Den Schluss bildet ein ergreifendes Klaviersolo von Alexander Engler, dem Arrangeur der Formation.
„Don Giovanni“
Dieser Opernschnappschuss wird als „total dramatisch, aber dennoch heiter“ angekündigt. Don Giovanni hat den Vater von Donna Anna getötet. Diese will ihren Geliebten Don Ottavio für ihre Rache gewinnen. Der Weiberheld Don Giovanni indes will lieber feiern. Don Ottavio wiederum muss seiner Liebsten gegenüber den brutalen Rächer geben, der er so gar nicht ist. „ Hauptsache, sie findet wieder Ruhe“, sagt Maximilian Kiener und singt „Dalla sua pace“. Diese Arie ist ein wahres Hochfest für die beiden Streicher, die gefühlvoll auf den Sänger eingehen. Und Alexander Englers Klavierbegleitung ist ein echter Ohrenschmaus.
„Don Giovanni“: Cecilia Berglund und Mantas Gacevičius. Foto: Christiane Brunner
Schon kommt er, der Herzensbrecher. Mantas Gacevičius erklärt: „Ich habe ein großes Herz für alle Frauen“ und lässt eine Dame aus dem Publikum sogar in seine Aufzeichnungen schauen. Schon folgt das bekannte Duett mit dem Bauernmädchen Zerlina „La ci darem la mano“ („Reich mir die Hand, mein Leben“). Cecilia Berglund im weiß-blauen Dirndl mit roter Herzlaterne, Herzchengürtel und Herzbluse gibt die verschämte Unschuld vom Lande. Wären da nicht die roten Handschuhe, die sie Don Giovanni kokett entgegenhält… Das Ständchen singt ein als Batman verkleideter Don Giovanni mit Inbrunst und Augenzwinkern. Begleitet wird er von sanftem Pizzicato.
„Die Zauberflöte“
Hier werden uns die Prüfungen nahe gebracht, denen sich Prinz Tamino und der Vogelfänger Papageno unterwerfen müssen: „Seid duldsam, schweigsam und standhaft“. Maximilian Kiener als Tamino hält einen leeren Bilderrahmen in der Hand, als er seine berühmte Arie singt: „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“. Und wieder wird sie überschwänglich gelobt – die Liebe. Sie allein ist’s. Auch Papageno (M. Gacevičius) holt sich mit seiner Vogelfängerarie den verdienten Szenenapplaus ab. Ein Feuerwerk der allseits bekannten Melodien und Texte, die das Publikum freudig wahrnimmt.
Die Zauberflöte“: Maximilian Kiener und Mantas Gacevičius. Foto: Christiane Brunner
Und die beiden schaffen die drei Prüfungen. Die Schweigsamkeit gelingt besonders einfühlsam. Man leidet förmlich mit dem armen Tamino, der nicht auf Paminas Fragen antworten darf. Am Ende kann Tamino seine geliebte Pamina doch noch in die Arme schließen: „Tamino mein – Pamina mein“. Und wie ergeht es Papageno? In diesem Opernschnappschuss ist keine Papagena für ihn vorgesehen. Wer weiß – vielleicht bei einer nächsten Minioper im Taschenformat.
„Die Zauberflöte“: Cecilia Berglund und Mantas Gacevičius. Foto: Christiane Brunner
Die Holzkirchner, die trotz paralleler Veranstaltungen im Kultur im Oberbräu in den Festsaal gekommen waren, zeigten sich höchst begeistert und amüsiert. Mit Hingabe erklatschten sie sich ihre Zugaben.