Zeitenwende in der Kultur
Es geht um die Kultur im Landkreis Miesbach. Foto: Stefan Scheider
Kulturstammtisch in Weyarn
Der dritte Kulturstammtisch von KulturVision ging in die Tiefe. Die derzeitige Situation in der Kulturbranche wurde thematisiert und Lösungsvorschläge erarbeitet.
Nachdem die beiden ersten Kulturstammtische sich insbesondere dem Thema Nachwuchsförderung gewidmet hatten, kamen beim dritten Treffen in der WeyHalla neue Themen, die den Teilnehmenden auf den Nägeln brannten, zur Sprache.
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Ein wichtiger Punkt, da waren sich alle einig, sei es, das Bewusstsein der Kommunalpolitiker für die Bedeutung der Kultur zu sensibilisieren. Es sei bisher viel zu wenig in den Köpfen von Gemeinderäten, Kreisräten und Bürgermeistern, welches enorme Potenzial die Kultur habe. Es sei sowohl ein Faktor in der Standortförderung als auch ein wesentlicher Aspekt zur Stärkung der Menschen, zur Förderung der Lebensfreude, in Krisenzeiten besonders wichtig, genauso, wie es der Zither-Manä im Imagefilm von KulturVision ausdrückt.
Kulturstammtisch in Weyarn mit (v.l.) Amelie Knaus, Rebecca Köhl und Girgl Ertl. Foto: Selina Benda
Von Zeitenwende in der Kultur sprach Girgl Ertl: „Die Kultur muss sich neu erfinden.“ Er habe bei seinen Konzerten etwa nur die Hälfte an Auslastung. Die Vergnügungsangebote würden absahnen, andere Formate an Bedeutung verlieren. Dem stimmte Amelie Knaus vom Waitzinger Keller zu: „Bei Shows, wie Musicals oder BOFF sind wir ausverkauft, Lesungen sind nicht so gefragt.“
Ein wesentlicher Aspekt dabei sei, dass die jüngere Generation ihren Unterhaltungsbedarf via Smartphone stille. Die Pandemie sei dabei der berühmte Brandbeschleuniger gewesen. Es sei bequem und immer verfügbar, während der Besuch von Livekonzerten eine gewisse Anstrengung erfordere.
Georg Hahn bei der Raunacht 2023. Foto: MZ
„Aber live bin ich als Publikum Akteur, sonst nur Konsument“, betonte Georg Hahn, der auf seinem Hahnhof in Großhartpenning Veranstaltungen organisiert.
Agnes Wieser plädierte dafür, das Handy für die notwendige Kommunikation zu benutzen, aber diese Nutzung nicht auf Kulturgenuss zu übertragen.
Agnes Wieser, Zither-Manä und Becky Köhl. Foto: MZ
Wie aber könne man Liveveranstaltungen so interessant machen, dass die Menschen wieder von der Couch in die Kulturhäuser gelockt werden? Dieser Frage soll sich unter anderem der nächste Kulturstammtisch am 27. Februar widmen.
Eine weitere wichtige Aufgabe zur Förderung und Vernetzung der Kultur im Landkreis Miesbach ist eine Bestandsaufnahme. Was gibt es bereits in den einzelnen Kommunen an Kulturvereinen, Kulturveranstaltern und Kulturangeboten.
Wer macht in welchen Gemeinden was? Welches Budget steht für die Kultur in den Gemeinden zur Verfügung? Was kostet die Kultur? Wieviel Ehrenamt steckt dahinter? Wie kann die Kultur noch besser dargestellt werden? Und wie können Geldgeber für die Kultur gewonnen werden? Welche Arten der Kulturförderung gibt es überhaupt? Was fehlt in welcher Kommune? Und was kann KulturVision liefern? All das fragten die Teilnehmenden.
Nahmen am Kulturstammtisch teil: (v.l.) Michael Bachmann, Eckhard Rocholl und Brigitte Appelt. Foto: Selina Benda
Die heterogene Struktur im Landkreis, darüber waren sich alle Teilnehmenden einig, erschwere die Situation, aber es sei erforderlich, eine solche Bestandsaufnahme zu erstellen. Dabei nütze es nichts, so betonte Fotograf Michael Bachmann, eine Rundmail zu verschicken, sondern man müsse die für die Kultur Zuständigen direkt ansprechen.
„Eine Drehscheibe für das Kulturmanagement ist nötig“, sagte Michael Pelzer, Ehrenbürgermeister von Weyarn. Dafür biete KulturVision schon die richtige Basis, aber es brauche neue Organisationsformen zur Erweiterung des Angebots.
Ehrenbürgermeister Michael Pelzer. Foto: MZ
Zur Darstellung der Kultur im Landkreis sollten die Gemeindeblätter, die, so Michael Pelzer, von fast 90 prozent der Bevölkerung gelesen würden, noch stärker genutzt werden.
Mit positiven Informationen endete der Stammtisch. Zum einen kommt das geplante Nachwuchsfestival von KulturVision vom 14. bis 21. Juli 2023 in die Gänge. Zum anderen informierte Eckhard Rocholl, dass er gemeinsam mit Valerija Vuk Strobel von der Kunstakademie Tegernsee ein Projekt durchführe, in denen sie Wege zur Kunst an Schulen anbieten.