Zeitgenössische Kunst und Stabwechsel in Bayrischzell
Burkhard Niesel und Marica Doll übernehmen von Tutti und Klaus Gogolin (v.l.) die Organisation der Bayrischzeller Kunstausstellung im kommenden Jahr. Foto: MZ
Ausstellung in Bayrischzell
Zur 67. Kunstausstellung in Bayrischzell gibt es einen Stabwechsel. Die langjährigen Organisatoren Tutti und Klaus Gogolin übergeben für die Zukunft an Marica Doll und Burkhard Niesel. Ab kommenden Samstag erwartet zeitgenössische Kunst auf hohem Niveau die Besucher.
„Der damalige Bürgermeister Helmut Limbrunner hat Klaus 2004 angesprochen ob er die Kunstausstellung federführend übernehmen will“, erzählt Tutti Gogolin. „Die Kunstausstellung wurde – jetzt im 18. Jahr – von uns mit viel Freude und Engagement betreut, gestaltet und organisiert.“ Ihr Mann Klaus Gogolin habe früher in seiner Werbeagentur Events für BMW und Lancia organisiert und liebe es, Events ästhetisch zu gestalten, insbesondere, wenn es sich um Kunst handelt. Sie selbst sei darüber hinaus mit der grafischen Gestaltung für die Kunstausstellung befasst. Das habe ihr immer sehr viel Spaß gemacht. Aber jetzt sei es Zeit für einen Generationenwechsel.
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Netzwerk erweitern und Dialog anbieten
Der Künstler und Kunstpädagoge Burkhard Niesel hat sein Atelier in Dießen am Ammersee, lebt aber hauptsächlich in Bayrischzell und teilt das Atelier von Philipp Harth mit dessen Urenkelin Marica Doll. Er bergründet sein Engagement für die Bayrischzeller Kunstausstellung so:
„Uns reizt es das gute Niveau der Ausstellung beizubehalten, als auch das Netzwerk unter den Künstlern zu erweitern und – was neu sein könnte – den Dialog zwischen den Künstlern zu intensivieren und den Besuchern der Ausstellung Gespräche zur Werkerschließung anzubieten. Das heißt, es wird ein Künstlertreffen und mehrere Angebote für die Bayrischzeller Bewohner als auch für Urlauber geben.“
Zeitgenössische Kunst hoher Qualität
Es ist nicht einfach, aus den Bewerbungen von 80 Künstlerinnen und Künstlern mit je drei Werken eine Auswahl zu treffen. Die Räume der Bayrischzeller Schule bieten einen begrenzten Platz, der Anspruch der Präsentation ist seit Jahren: Zeitgenössische Kunst hoher Qualität auszustellen.
Dietmar H. Kroepel mit dem Künstlerverzeichnis. Foto: MZ
Seit vielen Jahren ist Kunsthistoriker Dietmar H. Kroepel aus Otterfing Juror. Mir fiel in diesem Jahr erstmals die Ehre zu, ihn zu unterstützen. Und ich fragte ihn nach seinen Kriterien:
„Nachdem alle Arbeiten aus dem Bereich Kunsthandwerk aussortiert sind, schaue ich zuallererst auf drei Dinge: Bildführung, Ausführung und Qualität. Als unterschwellige Parameter kommen zur Anwendung Innovation, Technik und interpretative Aspekte. Aus den übrig gebliebenen Werken wird dann ein schlüssiges, aber nicht abgeschlossenes Raumkonzept entwickelt.“
in memoriam Horst Mahr. Foto: MZ
Dem kann ich mich anschließen und so starten wir. Tutti und Klaus Gogolin hatten alle Einreichungen in den Räumen willkürlich verteilt. Wir gingen von Werk zu Werk und machten uns die Entscheidung wahrlich nicht einfach. Genügt es künstlerischem Anspruch? Hat man so etwas schon oft und eventuell besser gesehen? Ist es originell? Welche Technik kam zum Einsatz? Wie kann ich ein Werk interpretieren?
Wir mussten nicht streiten, sondern waren uns meist einig in der Bewertung. Manchmal überließ ich Dietmar H. Kroepel die Entscheidung, manchmal er mir. Hatten wir entschieden, dieses Werk auszujurieren, drehten wir es um. Nach einigen Stunden war die Auswahl abgeschlossen und wir transportierten diese Arbeiten ab.
Schlüssige Raumkonzepte
Jetzt kam der schwierigere Teil: Wir wollten die Räume konsistent und harmonisch gestalten. Also schleppten wir emsig Bilder hin und her bis uns die Raumkonzepte gefielen. Jeder Raum hatte eine besondere Note. Im Flur platzierten wir die Arbeiten, die uns gefielen, aber nicht in die Konzepte passten.
Neue Arbeiten von Lizzy Hladik. Foto: MZ
Horst Mahr bekam einen eigenen Platz am Eingang. Der kürzlich verstorbene Fotograf ist nun auch mit seinen Keramikarbeiten „in memoriam“ zu sehen.
Auch zwei Bilder von Peter Loew aus Schliersee, verstorben im Jahr 2012, wurden in die Präsentation aufgenommen. Darüber hinaus sind 43 Künstlerinnen und Künstler, also etwas mehr als die Hälfte der Bewerbungen, berücksichtigt worden, deren Namen Sie im blauen Kasten finden.
Beleuchtete Papierarbeit von Lisa Mayerhofer. Foto: MZ
Einige von ihnen, insbesondere aus dem Landkreis Miesbach, sollen hier erwähnt werden. Die Holzkirchnerin Lizzy Hladik fällt durch neue spannende Arbeiten auf, in denen sie Materialkompositionen vorstellt.
Lisa Mayerhofer aus Miesbach gestaltete eine große Papierarbeit, die sie fein heftete und mit Licht von hinten erhellt. Auch Katrin Hering aus Miesbach fällt durch ihre spannenden Papierarbeiten auf.
Stephan Schweihofer: DNA des Künstlers. Foto: MZ
Seine DNA hat der Rottacher Grafiker Stefan Schweihofer gestaltet, sehr originell. Und Konrad Broxtermann aus Waakirchen zeigt Steinskulpturen unterschiedlichen Inhalts und Aussage.
Nele von Mengershausen hat sich jüngst intensiv Naturstudien gewidmet. Ihr Arbeiten in Gelb gefielen uns ebenso wie die Arbeiten vieler anderer Landkreiskünstler.
Zwei Werke von Maria Beykirch. Foto: MZ
Von den überregionalen Einreichungen soll nur eine Künstlerin erwähnt werden. Maria Beykirch aus München entdeckte Klaus Gogolin und lud sie zur Ausstellung ein. Ihre großformatigen Werke, oft mit typografischen Elementen, sind echte Bereicherungen. Wir stellten sie zu den Arbeiten des Gmunder Grafikers und Malers Hans Schneider, der ebenso mit der Kombination Malerei und Typografie arbeitet.
Die Fotos der am Boden stehenden Bilder geben nur mangelhaft deren Qualität wieder, auch wir hockten uns oft auf den Fußboden, um die Werke zu ergründen. Es war ein für mich spannender Tag, eine Ehre und auch immer wieder ein Wermutstropfen, wenn wir Werke aussortieren mussten.
Ab Samstag, 14. August bis zum 5. September ist die Ausstellung, die jetzt Klaus Gogolin noch hängen muss, dienstags bis samstags von 13 bis 18 Uhr und sonntags und feiertags von 11 bis 18 Uhr im Schulhaus Bayrischzell zu sehen.