„Man muss auf die Bühne gehen“
Der Zither-Manä in der WeyHalla 2017. Foto: Petra Kurbjuhn
Konzert in Weyarn
„42 Jahre Zither-Manä und kein bisschen leise“, so heißt das Solo-Konzert der Musikerlegende am 13. Mai in der WeyHalla. Im Interview erzählt er, wie es zum Thema kam und was Kultur in der aktuellen Zeit zu leisten imstande ist.
MZ: Das Jahr 2022 ist ein besonderes Jahr für Dich persönlich.
ZM: Ja, weil ich 75 Jahre alt geworden bin. Aber wie der Titel sagt, höre ich nicht auf. Durch die Pandemie wurden alle Künstlerinnen und Künstler der Kleinkunstszene zurückgeworfen, aber jetzt kommen die Leute wieder zu den Konzerten. Sie sehnen sich nach Kultur. Ich hatte jetzt mehrere überregionale Konzerte, bei denen mir das Publikum ganz viel Empathie entgegengebracht hat.
42 Jahre Zither-Manä
MZ: Du hast ja über die vielen Jahre ein sehr treues Publikum, auch jetzt ist das Konzert schon sehr gut gebucht.
ZM: Das Publikum ist mit mir älter geworden. Die Jungen kennen mich nicht. Ich bin zwar bei Spotify, aber wenn man den Namen nicht kennt, findet man mich nicht. Bei social media wie Facebook bin ich aus Überzeugung nicht dabei, solange man sich dort unter Nicknames verstecken kann, das ist undemokratisch.
MZ: Ich muss Dir widersprechen, es gibt schon junge Musiker, die Dich kennen, denke bitte an Watching the cat, mit denen wir Dich zusammengeführt haben.
ZM: Ja, das gibt es schon, wenn sich junge Leute in meine Konzerte verirren, weil die Eltern sie mitgeschleppt haben, dann werden sie zu Fans.
Watching the cat: Alexander Gerth, Christian Zimmermann, Andi Bichler und Keno Dirks mit dem Zither-Manä in der Mitte. Foto: Bianka Bichler
MZ: Und was erwartet das Publikum in der WeyHalla?
ZM: Einen Querschnitt meines Schaffens und auch neue Lieder. Die Schwierigkeit eines politischen Liedermachers ist, dass sich die Situationen so rasant schnell ändern, dass manche Lieder nicht mehr spielbar sind. Außerdem brauche ich für ein Lied etwa ein Jahr, ich lasse es liegen und korrigiere immer wieder. Aber dann ist es längst überholt.
Der Zither-Manä mit WeyHalla-Wirt Girgl Ertl im Altwirtsaal Warngau, anlässlich des Erscheinens der 30. Ausgabe der KulturBegegnungen. Foto: Petra Kurbjuhn
MZ: Wirst Du als politischer Künstler auch auf den Ukrainekrieg eingehen?
ZM: Natürlich, aber ich werde dieses Mal das Antikriegslied „Waltzing Mathilda“, das ich bei „Dokurona“ gespielt habe, nicht spielen, sondern „Für Anna“. Die russische Journalistin wurde am 7. Oktober 2006 ermordet und ich habe dieses Lied 2007 geschrieben und ihr gewidmet. Den ursprünglichen Text hat Hanns Dieter Hüsch geschrieben und das Lied beweist, dass ich Putin schon damals richtig erkannt habe. Putin ist ein Verbrecher.
Offener Brief an Olaf Scholz
MZ: Wie stehst Du zu dem umstrittenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz, den auf Anregung von Alice Schwarzer 28 Intellektuelle und Kulturschaffende unterschreiben haben und die sich gegen die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine aussprechen?
ZM: Ich habe den Brief nicht gelesen, nur davon gehört. Aber ich muss sagen, ich bin in einem wahnsinnigen Konflikt und weiß nicht, was die richtige Methode ist. Wir sollen die Ukraine unterstützen, auch mit Waffen, aber ich bin eher auf der zurückhaltenden Seite, die Olaf Scholz bisher vertreten hatte. Der US-Außenminister Antony Blinken vertritt die These, man müsse Putin so klein machen, dass er nie wieder Krieg führen kann. Das aber könnte zu einem Atomkrieg führen.
Ich hasse Putin wie die Pest, aber ich bin der Meinung, man muss immer wieder miteinander reden. Und was Offene Briefe anbelangt, da überlege ich mir oft wochenlang, ob ich was unterschreibe. Auf der Bühne aber sage ich meine Meinung offen heraus.
42 Jahre Zither-Manä bei der Präsentation von „Dokurona“ im März 2022. Foto: MZ
MZ: Was kann die Kultur in diesen schweren Zeiten leisten?
ZM: Ich frage bei meinen Konzerten: Kann man in Zeiten mit diesen verheerenden Bildern auf die Bühne gehen? Und antworte: Man muss sogar! Kultur kann den Krieg nicht verändern, aber Kultur kann die Menschen stärken, dass sie durch diese Zeit kommen und ist deshalb wichtiger denn je. Für mich ist der Kabarettist Werner Finck ein Vorbild, der gegen Hitler opponiert hat und den auch Dieter Hildebrand als Vorbild hatte. Er hat immer geschmunzelt und war nie verbissen böse. Wir brauchen jetzt Positives und auch Humorvolles.
Tipp: Der Zither-Manä ist auch beim bunten Abend „Jetzt erst recht“ am 20. Mai im Kultur im Oberbräu Holzkirchen beim Festival für Menschenrechte dabei.