100 Jahre Zollingerhalle
Innenraum der Zollingerhalle. Foto: Ramona Meisl
Tag des Denkmals in Valley
Zum Tag des offenen Denkmals am 8. September hält Dr. Sixtus Lampl einen Vortrag über das besondere Bauwerk des Orgelzentrums, das er vor dem Abbruch rettete und zeigt einen Film über die Transferierung von Grub nach Valley. Am Nachmittag kann sich das Publikum an der ausgezeichneten Akustik bei einem Konzert erfreuen.
Es war vor 25 Jahren, als Sixtus Lampl erfuhr, dass das alte Sägewerk in Grub abgerissen werden sollte. Die interessante Dachkonstruktion der Halle war ihm schon bekannt, denn als Konservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege war er für die sachgerechten Erhaltung der bayerischen Baudenkmäler zuständig und schon einmal nach Coburg gefahren, um dort eine ähnliche Konstruktion zu besichtigen.
Technikgeschichte erster Klasse
Damals sei wenig über den Urheber bekannt gewesen, erzählt der Gründer des Orgelzentrums in Valley. Er habe sich intensiv mit Friedrich Zollinger auseinandergesetzt. „Das ist eine Technikgeschichte erster Klasse“, sagt er. Der Baumeister sei im 1. Weltkrieg als Stadtbaurat nach Merseburg berufen worden und habe dort aus Mangel an Material seine Holzbauweise für Dachkonstruktionen entwickelt. Noch heute zeugen in Merseburg und Umgebung zahlreiche Häuser von dieser kreativen Idee.
Später sei Friedrich Zollinger nach München und Oberbayern gezogen und bei einem Luftangriff im 2. Weltkrieg ums Leben gekommen.
Dr. Sixtus Lampl. Foto: MZ
Das Zollingerdach wurde vor 100 Jahren patentiert und besteht aus vorgefertigten Einzelelementen aus Holz. Die Genialität beruhe auf einer kunstvollen Verspannung der annähernd rautenförmigen, nur drei Zentimeter dicken Lamellenbretter, die das ganze Holzgewölbe ohne Verstärkung von oben her tragen, erklärt Sixtus Lampl.
Abbruch verhindert
Als er die alte Halle in Grub, dem nördlichsten Ortsteil der Gemeinde Valley, gesehen habe, sei ihm noch nicht bewusst gewesen, welch ausgezeichnete Akustik diese Dachkonstruktion erzeugen könne. Er habe nur den Abbruch verhindern wollen. Zunächst sei geplant gewesen, das kunstvolle Dachwerk mit einem Bundeswehrhubschrauber nach Valley zu befördern, das aber sei zu riskant gewesen.
„Wir haben dann aus jedem Pfeiler die Schrauben herausgenommen und die Einzelteile mit zwei Baggern abgehoben und auf Tieflader gesetzt“, erinnert sich der ehemalige Denkmalpfleger. Am Alten Schloss in Valley habe man dann die Aufbaukonstruktion und das Dach komplett auf das Fundament aufgesetzt.
Die Zollingerhalle. Foto: Orgelzentrum Valley
„Das Dach war ein Kaltdach und hatte keine Innenverbretterung“, sagt Sixtus Lampl, deshalb sei eine Holzverkleidung angebracht worden. „Sehr schnell stellte sich heraus, dass die Akustik durch die im Halbkreis schräg gesetzten Hölzer hervorragend ist.“
Diplomarbeit bestätigt gute Akustik
In seiner Diplomarbeit an der Fachhochschule Rosenheim untersuchte Wolfgang Krätzer die Akustik der Zollingerhalle. Die Ergebnisse zeigten, dass die Zollingerhalle des Orgelzentrums in Valley eine sehr gute Akustik für Musikdarbietungen aufweist. Durch die diffus wirkende Geometrie des Saales wird die Schallenergie gleichmäßig über die Zuhörerfläche verteilt. Die Nachhallzeiten erfüllen die Anforderungen aus Norm und Literatur für sinfonische Musik. Aufgrund der hohen Diffusität des Raumes und ausreichend langen Nachhallzeiten kann somit auch für Orgelmusik eine gelungene Akustik erzeugt werden.
Das Orgelzentrum in Valley. Foto: Petra Kurbjuhn
Seit nunmehr über zwanzig Jahren ist die Zollingerhalle, die zunächst zur Unterbringung von 60 Pfeifenorgeln vorgesehen war, die Sixtus Lampl vor dem Wegwerfen rettete und konservierte, zu einem besonderen Konzertraum geworden. Das technische Denkmal gilt als einmalig vom Bau und von der Akustik her.
Zum Weiterlesen: Premieren in der Zollingerhalle