Zukunft

Zukunft braucht Mut

Kinder gestalten mit Erwachsenen Zukunft: Thomas, Maria, Johannes Volkmann und Susanne Winter (v.l.). Foto: Becky Köhl

Abschlussveranstaltung von „anders wachsen“ in Holzkirchen

Am letzten Samstag fand die Abschlussveranstaltung des Zukunftsforums, ein Projekt von anders wachsen, im Kultur im Oberbräu in Holzkirchen statt. Johannes Volkmann, Sarah Thompson und eine Gruppe Kinder stellten dafür eine Live-Performance zusammen, inklusive Holzklötzen, Film, zu versteigerndem Bild, aber auch Fragen, ein paar Antworten und vor allem ganz vielen Gedanken zu unserer Zukunft.

„Wer fängt an?“ „Du fängst an!“ „Ich fang an?“ Der Beginn der Veranstaltung sollte schon demonstrieren, dass diese Veranstaltung eine Überraschung sein wird. Monika Ziegler, Vorsitzende von KulturVision e.V. und der andere Initiator des Projektes Zukunftsforum, Zukunftsforscher Dr. Rainer Sachs, markierten schon einen ihrer wichtigsten Punkte: Wer Zukunft will, muss einfach mal anfangen.

ZukunftDr. Monika Ziegler und Dr. Rainer Sachs präsentieren das Zukunftforum. Foto: Becky Köhl

Präsentation des Projektes Zukunftsforum

Monika Ziegler stellt die Idee des Zukunftsforums kurz vor, ein Projekt, das vor fast zwei Jahren gestartet ist, mit dem Ziel, den Menschen im Landkreis Miesbach eine Plattform für ihre Zukunftsvisionen zu geben. Dabei kamen etwa 200 Einsendungen zusammen, welche Rainer Sachs anschließend clustern und darstellen sollte. Keine einfache Aufgabe, wie er selbst zugibt, doch letztendlich setzten sich Begriffe wie Verbundenheit und Respekt als wichtige Themen durch statt den eher klassischen, wie Mobilität und Klima.
Und genau dieser Themen nahmen sich die Theaterpädagogin Sarah Thompson und eine Truppe aus acht Kindern, sowie der Papierkünstler Johannes Volkmann an und betrachteten sie von unterschiedlichen Blickwinkeln.

Lesetipp: Das Zukunftsforum soll ins Handeln bringen

Zusammen für die Zukunft

Zu Beginn der eigentlichen Performance kommt Johannes hinter einer Papierwand hervor und verkündet, aus künstlerischer Sicht kämen wir alle ursprünglich aus einer Kiste, wofür er viele Lacher erntet.

Die Kiste trägt die Aufschrift Kapla und enthält die Art von Holzbausteinen, die der ein oder andere vielleicht von dem Spiel Jenga kennt, bei dem aus ihnen ein Turm gebaut wird, aus dem die Spielerinnen einzelne Bausteine ziehen, ohne dass der Turm in sich zusammenstürzen darf.

So ähnlich funktioniert auch der Turm von Johannes, nur gewissermaßen andersherum, denn er beginnt sie aufeinanderzustapeln, wobei jedes Klötzchen für Aspekte unserer Gesellschaft steht, und jeweils unterschiedlicher Perspektiven dieser Themen.


Johannes Volkmann stapelt Aspekte des Zukunftsforums. Foto: Becky Köhl

Johannes Turm stürzt letztendlich leider zusammen und mit Blick auf die am Boden liegenden Steine stellt er die entscheidende Frage: „Was machen wir jetzt mit dem Chaos?“ Und diese Frage wird aus dem Publikum mit der ebenso entscheidenden Antwort: „Einfach anfangen!“ erwidert.

Daraufhin erklärt der Papierkünstler, eine künstlerische Idee beginne immer mit einem leeren Blatt und holt eine Papierrolle hervor, aus der er einige Symbole faltet und schneidet, die letztlich in einer Menschenkette enden und der Erkenntnis, dass Zukunft nur zusammen funktioniert, und zwar am besten zusammen mit der neuen Generation.

Zukunft
Zukunft funktioniert nur zusammen. Foto: Becky Köhl

Interaktiver Film von Kindern

Das ist das Stichwort für Thomas und Maria, zwei Kindern, die im Publikum sitzen und im Vorfeld gemeinsam mit sechs weiteren Kindern und Sarah Thompson einen Film zum Thema Zukunft entwickelt haben, in welchem sie die Einsendungen zum Zukunftsforum noch einmal von einer anderen Perspektive betrachten.

Der Film enthält kleine Sketche, ebenso wie Tänze und Fragen an Monika und Rainer, durch die er immer wieder unterbrochen wird und bei denen die beiden eine Minute Zeit haben, um sie zu beantworten.

Dabei kristallisiert sich als eines der wichtigsten Themen der Mut heraus, so wird beispielsweise die Frage gestellt, was Mut denn überhaupt sei, woraufhin Monika erklärt, für sie bedeutet Mut vor allem, gegen den Strom zu schwimmen.

Wünsche für die Zukunft

Doch auch die Kinder haben ihre Ideen zum Begriff Mut gesammelt, zu dem für sie auch dazu gehört, eine eigene Meinung zu haben, im eigenen Tempo zu gehen oder auch einfach nur sein zu dürfen.

Daneben äußern sie Wünsche für ihre Zukunft, wie, dass wir mehr Respekt für die Umwelt zeigen, Mobbing aufhört und Vielfältigkeit mehr gelebt wird.


Film mit Fragen und Wünschen. Foto: Becky Köhl

Der Film endet schließlich mit der Anfangsszene, in der die Kinder klar machen, dass man für die Gestaltung der Zukunft vor allem Hoffnung und Zeit braucht und, dass man sie nicht den sogenannten Experten überlassen sollte. Oder zumindest nicht nur denen, denn schließlich geht uns die Zukunft alle etwas an.

Versteigerung einer Collage

Als das Licht sich nach Ende des Films verändert, kann das Publikum an der Papierwand etwas erkennen, das zuvor kaum sichtbar war: sie wurde von Johannes Volkmann und Susanne Winter bemalt. Eine Collage aus vielen der zuvor genannten Aspekte ist entstanden, darunter auch das Wort Mut. Dieses Bild wird nun ausgeschnitten und versteigert. Aber ganz anders als bei einer gewöhnlichen Versteigerung wird hier nicht die meistbietende Person das Bild erwerben, sondern die Person, die als letztes fünf Euro bietet.


Gemalte Collage. Foto: Becky Köhl

Nachdem alle dieses System verstanden haben, beginnt also das große Bieten und die Zukunft für die jeweiligen Erwerberinnen des Bildes stellt sich dabei als besonders flüchtig heraus, denn immer wieder bietet dann doch noch jemand anderes. Am Ende findet das Bild eine glückliche neue Besitzerin und es sind 80 Euro zusammengekommen.


Versteigerung der Collage: Sarah Thompson, Maria, Thomas, Johannes Volkmann und Susanne Winter (v.l.). Foto: Becky Köhl

Was sollte man damit machen? Diese Frage wird wieder an das Publikum gestellt und sorgt für nachdenkliche Gesichter. Klar, 80 Euro sind nicht genug, um die Welt zu retten, aber wohl doch, um sie ein Stückchen besser zu machen.

Es kommen vier Vorschläge zusammen, darunter Bäume pflanzen und Spenden an die Tafel oder an ein Kinderkrankenhaus. Durch eine Klatschabstimmung entscheidet sich das Publikum jedoch dafür, dass die Kinder, die den Film gestaltet haben, selbst entscheiden sollen, was mit dem Geld passiert, ob es nun ein Nachmittag im Eiscafé ist oder doch eine Spende.

Witziger Abschluss des Abends

Und auch das letzte Wort geht an die Kinder, mit einer Scherzfrage, die ich als nicht gebürtige Bayerin erst mal nicht verstanden habe, und meine Freundinnen um Rat fragen musste. Aber vielleicht verstehen Sie es ja. Was hüpft von Baum zu Baum und tropft? Na? Während Sie noch darüber nachdenken, hat Rainer die anderen beiden Scherzfragen, nämlich welchen Fall Wissenschaftler nicht lösen können und in welchen Zug nur ein Mensch passt, schon gelöst.

Damit Sie sich jetzt nicht für die nächsten paar Tage den Kopf zerbrechen, hier die Auflösung: Ein Soachkatzerl ist eine bieselnde Katze, eine Verballhornung von Oachkatzerl (Eichhörnchen), für alle meine preußischen Freunde), ein Wasserfall und ein Anzug.

Die Ergebnisse des Zukunftforums sind in einer Broschüre und in einer Ausstellung, derzeit in der Bücherei Holzkirchen zusammengefasst. Zudem haben sie Eingang in die LEADER Kreisentwicklung gefunden. Darüber hinaus werden einzelne Impulse in die anders wachsen Veranstaltungszyklen aufgenommen.

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