Zukunftslabs: Die Zukunft aktiv mitgestalten
Wattkieker von Hannes Helmke. Foto: Rainer Sachs
15 Zukunftslabs liefern Ideen
Heute hätte ein Ganztagessymposium im Warngauer Altwirtsaal stattfunden sollen, in dem die Ergebnisse von 15 Zukunftslabs mit dem Publikum im Open Space diskutiert werden sollten. Eine Reihe von Entscheidungsträgern hatte bereits zugesagt. Jetzt müssen wir die Veranstaltung verschieben und bringen dafür den Text aus unserer Printausgabe.
Über die Zukunft wird viel geredet. Letztlich aber braucht es Handlungen. Um diese mit den Entscheidungsträgern anzustoßen, haben 15 Workshops im Rahmen des Zukunftsforums von anders wachsen Lösungsvorschläge erarbeitet.
Die Pandemie hat auch die Initiative anders wachsen eingebremst. Vor einem Jahr mussten wir Präsenzveranstaltungen online abhalten. Mehrere Formate allerdings ließen wir ausfallen, weil sie von der echten Begegnung leben. Wir riefen zu Dokurona auf und erhielten 80 Zeugnisse in Wort, Bild, Foto, Musik, Installation, Theater und Tanz, was Corona mit den Einzelnen gemacht hat.
Zukunftsvisionen
Das nächste Mitmachprojekt im Zukunftsforum allerdings fiel mager aus. Wir hatten Bürgerinnen und Bürger, Politikerinnen und Politiker, Künstlerinnen und Künstler eingeladen, uns Zukunftsvisionen zu übermitteln. Nicht einmal 20 Einsendungen gingen ein, offensichtlich hatte Corona die Menschen im Landkreis gelähmt. Auch die hochkarätigen Online-Impulsreferate im Frühjahr waren nicht so gut besucht, wie sie es verdient hätten.
Anstöße aus Ebersberg und München
Wie kann man die Menschen wieder motivieren, sich an der gesellschaftlichen Entwicklung zu beteiligen, fragten wir uns. Da kamen uns zwei Impulse von außen zu Hilfe. In Ebersberg hatte sich die Initiative Gemeinsam. Zukunft. Machen. gegründet, die ebenso wie wir in die Zukunft schaute. Hier wurden in Gruppenarbeit Zukunftsvisionen entwickelt.
Der zweite Anstoß kam von Media Future Lab. Das Projekt der Ludwig Maximilians Universität München (LMU) München, das Visionen für die Medien entwickelt, orientiert sich an den Zukunftswerkstätten von Robert Jungk und Norbert R. Müllert und gliedert sich in die drei Phasen: Kritik, Utopie, Lösungen. Das Zukunftsforum von anders wachsen erhielt von Media Future Lab die Erlaubnis, die Methode als Zukunftslabs zu adaptieren.
Zukunftslabs als Mini-Bürgerräte
Wir überlegten, welche gesellschaftlichen Themen relevant sind und entschieden uns für Bildung, Wirtschaft, Klima, Digitalisierung, Integration und Inklusion, Landwirtschaft, Gesundheit, Wissenschaft, Mobilität, Wohnen, Senioren, Tourismus, Arbeit und Ernährung. Das Thema Medien hatten wir mit Alexis Mirbach, dem Initiator von Media Future Lab, bearbeitet und dabei die Methode kennengelernt. Für jedes Thema fanden wir einen Moderator und wiesen die 14 Freiwilligen in die Methode der LMU ein.
Im Zukunftslab „Ernährung“. Foto: Kathleen Ellmaier
Bei den Zukunftslabs geht es darum, eine Gruppe von Menschen zu finden, die etwa die Gesellschaft abbildet, also Jung und Alt, weiblich und männlich, sowie unterschiedliche Berufe. In einer Gruppe sollte maximal ein Experte für das Thema sein, eine Art Bürgerrat also im Miniformat. Die Moderatoren stellten ihre Gruppen zusammen und erarbeiteten in einem etwa dreistündigen Workshop nach Kritik und Utopie Lösungen für das entsprechende Thema.
Vorschläge für Ernährung und Technologie
Einige Beispiele sollen das Vorgehen erläutern: Im Zukunftslab „Ernährung“ gab es unter anderem den Kritikpunkt „Fehlende Wertschätzung der Erzeuger“, daraus entstand die Empfehlung: „VierTage Woche für Arbeitnehmer, damit ein Tag für die Mitarbeit bei einem Erzeuger frei bleibt.“
Im Zukunftslab „Ernährung“. Foto: Kathleen Ellmaier
Im Lab „Technologie“ wurde unter anderem die Intransparenz moderner Technologien kritisiert, woraus der Lösungsvorschlag resultierte: „Schulfach installieren, in dem über neue Technologien aufgeklärt wird, dazu insbesondere Lehrkräfte schulen.“
Medien: Das gute Beispiel
Heftig diskutiert wurde beim Thema „Medien“, wobei ein Kritikpunkt lautete: „Medien spalten die Gesellschaft“. Ein Vorschlag dazu: Vielfalt der Meinungen in einer wohlwollenden Gesprächskultur vermitteln und eine Rubrik „Das gute Beispiel“ einführen.
Die Organisatoren des Poetry Slams Sarah Thompson, Lisa Horn und Fiona Eder (v.l.). Foto: Name
Zum Thema „Jugend“ haben wir ein besonderes Format gewählt: Wir luden Jugendliche zu einem Poetry Slam ein, bei dem sie ihre Zukunftsvisionen der Öffentlichkeit vorstellen durften. Einen eigenen Beitrag dazu finden Sie auf den Jugendseiten dieser Ausgabe.
Jetzt mussten wir die Veranstaltung verschieben und denken über Optionen nach. Insbesondere ist eine künstlerische Präsentation aller im Zukunftsforum erarbeiteten Visionen gemeinsam mit Theaterpädagogin Sarah Thompson und Risikoforscher Rainer Sachs geplant.