Zum Tode von Helmut Nanz
Helmut Nanz. Foto: Olaf Gulbransson Gesellschaft
Nachruf
Gestern erreichte uns die traurige Nachricht, dass Helmut Nanz, 1. Vorsitzender der Olaf Gulbransson Gesellschaft e.V. Tegernsee, verstorben ist. Mit ihm verlieren wir einen großartigen Menschen, großzügigen Mäzen und wichtigen Gestalter der Kulturlandschaft im Tegernseer Tal, schreibt Sandra Spiegler von der Olaf Gulbransson Gesellschaft.
Hier folgt die Aufzeichnung eines Gesprächs, das ich im Februar mit ihm führte.
Mit einem Highlight startet das Olaf Gulbransson Museum seinen neuen Zyklus der Sonderausstellungen am 19. Juli: Werke aus Privatbesitz von Renoir bis Jawlensky werden in Tegernsee zu sehen sein. Helmut Nanz erklärt die aktuellen Vorhaben.
„Wir wollen unser Spektrum erweitern und nicht allein Karikatur zeigen, sondern uns auch der Malerei öffnen“, sagt er. Damit erreiche man ein anderes Publikum, was dem ganzen Museum zugutekomme.
Mit dem Galeristen Michael Beck, Sohn des bekannten Tegernseer Malers Herbert Beck, im Beirat habe man einen Kurator für die neue Ausstellung gewonnen. Er habe den Kontakt zu den Leihgebern aus ganz Deutschland hergestellt. „Wir zeigen aus Privatbesitz Werke, die noch nie öffentlich gezeigt wurden“, freut sich Helmut Nanz.
Titelmotiv der Ausstellung „Von Renoir bis Jawlensky“. Foto: Olaf-Gulbransson-Museum Tegernsee
Dabei handelt es sich um 60 Gemälde, Aquarelle und Grafiken vom Impressionismus über den deutschen Expressionismus bis hin zur klassischen Moderne. Nach der erfolgreichen Ausstellung „Beck trifft Nolde“ ist dies eine zweite hochkarätige Präsentation, die zusammen mit der Galerie Beck & Eggeling zustande kam.
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Sie bildet das Zentrum zwischen der Ausstellung von Pepsch Gottscheber, die bis zum 5. Juli zu sehen sein wird, und der Ausstellung „Maß genommen“ – Karikaturen und Zeichnungen von Luis Murschetz, die ab 22. November gezeigt wird. Die besondere Ausstellung im Zentrum des Jahres unter dem Titel „Mit Leidenschaft gesammelt“ wird auch museumspädagogisch begleitet.
Was ist Wahrheit?
Auch bei den sonntäglichen Vorträgen wolle man sich nicht begrenzen, sagt Helmut Nanz. „Von medizinischen Themen bis hin zu Kunstvorträgen reicht unser Spektrum.“ So habe man Michael Skasa mit dem Thema „Jugendstil“ ebenso im Programm wie Dirk Heißerer, der den Literaturbereich abdecke. In der Vergangenheit habe beispielsweise Sabine Leutheusser-Schnarrenberger die juristischen und moralischen Grenzen der Persönlichkeitsrechte in den Medien beleuchtet: „Was ist Wahrheit, wie weit geht Freiheit und wo fängt Verantwortung an?“
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Sowohl die Ausstellungen als auch die Vorträge werden im Vorstand gemeinsam mit dem Beirat entschieden. Am 17. Mai ist Wahl, Helmut Nanz sagt dazu: „Der Vorstand stellt sich zur Wiederwahl.“
Dabei gibt es eine Reihe aktueller großer Aufgaben. Der Altbau des Museums, der in den Händen des Freistaates Bayern liegt, soll neugestaltet werden. „Wir wollen den unteren Teil attraktiver machen“, sagt Helmut Nanz. Im Hinblick auf den 150. Geburtstag Olaf Gulbranssons im Jahr 2023 wolle man den Verbindungsraum der beiden Gebäude zu einem speziellen Gulbransson-Raum machen, im anderen Teil aber auch seinem Schüler und Nachfolger Joseph Oberberger einen Platz einräumen.
Helmut Nanz bei einer Vernissage. Foto: Olaf Gulbransson Gesellschaft
Um die Finanzierung des baulichen Vorhabens kümmere sich der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen Professor Dr. Bernhard Maaz, denn „Eigentum verpflichtet“, so Nanz. Der Altbau werde künftig auch barrierefrei sein. Und sowohl der Verein als auch das Museum haben neue Webseiten, die im ähnlichen Erscheinungsbild und miteinander verlinkt, die verschiedenen Anliegen deutlich machen.
Gulbransson Biografie
„Wir wollen neue Mitglieder gewinnen“, sagt Helmut Nanz. Diesem Ziel ist auch der alljährliche Tag der offenen Tür gewidmet, bei dem ein buntes Veranstaltungsprogramm und viele Mitmachstationen auch Familien in das Museum bei freiem Eintritt locken.
Aus Anlass des 150. Geburtstages von Olaf Gulbransson wird Ende des Jahres 2020 eine Biografie erscheinen. Der Autor Dr. Gerd Holzheimer, jüngst mit seinem Vortrag „Liebesgruß vom Tegernsee“ in der Matinee zu Gast, ist mit der Abfassung beauftragt.
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Was schon in der Vergangenheit gut funktionierte und dem Museum gelungene Ausstellungen bescherte, sind die Kooperationen mit anderen Museen. So habe man die Marie Marcks Ausstellung vom Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst in Hannover übernommen. „Die Ironimus Ausstellung zu Beginn dieses Jahres stammt vom Karikaturmuseum Krems“, erläutert Helmut Nanz.
helmut Nanz mit Wolfgang Heubisch, ehemaliger bayerischer Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Foto: Olaf Gulbransson Gesellschaft
Und auch das Highlight im Jahr 2020 verdankt seine Entstehung der Zusammenarbeit. Mit Herbert Beck und Olaf Gulbransson haben die Kuratoren Dr. Ute Eggeling und Michael Beck in die Liste der berühmten Künstler von Max Beckmann bis Karl Schmitt-Rottluff auch zwei Vertreter aus dem Tegernseer Tal aufgenommen.
Die Olaf Gulbransson Gesellschaft und die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München trauern um Helmut Nanz.
Der schwäbische Unternehmer Helmut Nanz mit Zweitwohnsitz am Tegernsee war seit 2008 Vorsitzender der Olaf Gulbransson Gesellschaft in Tegernsee, die das Olaf Gulbransson Museum in Tegernsee im Auftrag der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen führt. Sein Name steht nicht nur für den Erfolg und Weitblick der von ihm gegründeten gleichnamigen Stiftung, sondern auch für breites gesellschaftliches Engagement in Musik und Kultur. Sich einzubringen bezeichnete er als „unternehmerische Aufgabe“ und er lebte es zugleich als sein zutiefst menschliches Anliegen.
Der Tegernsee war für ihn zu einer zweiten Heimat geworden, wo er den Riederstein morgens von seinem ebenso eindrucksvollen und wie gastfreundlichen Pflieglhof aus erklomm. Als Vorsitzer der Olaf Gulbransson Gesellschaft schätzte er das Museum als „kulturelles Kleinod im Tegernseer Tal, eine Erinnerung an den „norwegischen Bayern“ Olaf Gulbransson und seine wunderbaren Zeichnungen und die Möglichkeit, Künstler zu zeigen, die in der Zeit des „Simplicissimus“ vor allem auch in München und der Region Tegernsee gewirkt haben. [H.Nanz]“ Zu seinen großen Erfolgen zählen die von ihm akquirierten Ausstellungen zu Tomi Ungerer, Emil Nolde, Hermann Hesse, Wilhelm Busch, Ronald Searle und Honoré Daumier.
Helmut Nanz führte die Geschicke der Gesellschaft mit großer Umsicht, Menschlichkeit und klarem Blick. Als großer Kommunikator und Pragmatiker verstand er es, alle Interessen zu vereinen und Kräfte zu bündeln. Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und die Olaf Gulbransson Gesellschaft verlieren einen starken Partner und ebenso wohlwollenden wie warmherzigen Freund.
Helmut Nanz war unter anderem Vorsitzender des Stuttgarter Kammerorchesters und Kuratoriumsmitglied der Ludwigsburger Schlossfestspiele. Als Nachfolger von Berthold Leibinger war er auch Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung Internationale Bachakademie Stuttgart. Außerdem war er Ehrenpräsident der DRF Luftrettung und unterstützte den Palliativverein des Marienhospitals. Am vergangenen Mittwoch ist Helmut Nanz in Stuttgart mit 76 Jahren verstorben.