Eindrücke und Gedanken zwischen Ost und West
Zither-Manä, Isabella Krobisch, Monika Ziegler, Andreas Hoernisch, Petra Kurbjuhn und Olaf von Löwis (v.l.). Foto: Manfred Lehner
Ausstellung in Holzkirchen
Reisen weitet den Blick. Reisen öffnet Grenzen. Reisen ermöglicht Begegnungen. Und so machten sich Isabella Krobisch, Petra Kurbjuhn und Monika Ziegler mehrmals auf, die „neuen“ Bundesländer zu besuchen. Ihre besondere Sicht präsentierten die beiden Fotografinnen Krobisch und Kurbjuhn nun im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung des 4. Zyklus von „Anders wachsen“. Der Warngauer Fotograf Andreas Hoernisch steuerte die Neuauflage eines Projekts bei, das sein Vater Otto 1990 anlässlich der Wiedervereinigung ins Leben rief.
Der Traum vom Zusammenwachsen, was zusammengehört
Otto Hoernisch hatte damals die Idee, eine Grafik aus BRD und DDR zu erstellen und rund 200 Prominente aus Ost und West um ihren Kommentar zu bitten. Künstler, Politiker, Personen des öffentlichen Lebens beeindrucken auch noch nach 30 Jahren mit ihren visionären, begeisterten, kritischen, skeptischen Statements, die die gesamte Bandbreite von Gefühlen und Gedanken in der Zeit der Aufbruchsstimmung wiedergaben. Zusammengefasst wurden sie in dem Buch „Empfindungen, Meinungen, Aussagen“.
13 Statements zu einer Grafik von Otto Hoernisch. Foto: Petra Kurbjuhn
Andreas Hoernisch fand das Projekt damals „ein bisschen schräg“, befasste sich jedoch nach dem Tod des Vaters 2001 intensiv mit den Kommentaren und stellte sich die Frage, was die Menschen wohl heute zur Grafik seines Vaters sagen würden. Und so bat KulturVision jetzt wieder Kulturschaffende aus der Region und den neuen Bundesländern um ihre Sicht auf das Thema „30 Jahre Wiedervereinigung“. Herausgekommen sind bemerkenswerte Aussagen von 13 Prominenten, deren Statements im Foyer des Kultur im Oberbräu „aufgefädelt“ wurden.
Sie werden in einem eigenen Beitrag in der 32. Ausgabe der KulturBegegnungen einzeln vorgestellt werden.
Monika Ziegler von KulturVision und Andreas Hoernisch belebten die 30 Jahre alte Grafik. Foto: Petra Kurbjuhn
Musik und Gedanken zwischen Ost und West
Einer dieser Landkreisprominenten ist der Zither Manä, der seine Gedanken und Gefühle nicht nur aufschrieb, sondern die Ausstellungseröffnung auch musikalisch umrahmte. Mit „Herbstimpressionen“ stieg er ein. Bürgermeister Olaf von Löwis gestand in seiner Rede neben „idyllischen auch durchaus einige Molltöne“ vernommen zu haben und berichtete kurzweilig von seinen ganz persönlichen Stimmungen und den „unheimlich heftigen Erwartungen und Emotionen“, die der Mauerfall im November 1989 bei den meisten Deutschen freigesetzt habe.
Der Zither-Manä beteiligte sich am Projekt und bereicherte die Vernissage mit passenden Liedern. Foto: Petra Kurbjuhn
Isabella Krobisch, gemeinsam mit Petra Kurbjuhn und der aus Sachsen stammenden Monika Ziegler, Gründungsmitglied des Vereins KulturVision, erzählte im Anschluss daran von den Reisen, die das Redaktionsteam von KulturVision in den Jahren zwischen 2009 und 2015 unternahm. Dabei besuchten die Reisenden unter anderem Leipzig, Halle, Dessau, Weimar, Buchenwald und Wittenberg.
Fotografin Isabella Krobisch bei ihrer Ansprache. Foto: Petra Kurbjuhn
Ganz besondere Kulturbegegnungen, eigene Sichtweisen, das Überwinden von Grenzen und das Kennenlernen einer für Westdeutsche „unbekannten Welt“ mit Menschen, deren Gesichter sie nicht kannten, ließ sie Revue passieren. Vom Leben der Menschen in den ostdeutschen Städten und geschichtsträchtigen Bauwerken zeugen die eindrucksvollen Fotografien von Krobisch und Kurbjuhn.
Tafeln „Buchenwald“ und „Leipzig“ von Isabella Krobisch. Foto: Petra Kurbjuhn
Wichtig war KulturVision e.V. auch immer die Öffnung von Kulturaustausch. Dieser schlägt sich nieder in den Partnerschaften des Vereins mit Sachsen und Sachsen-Anhalt. „Wir waren beseelt vom unglaublichen Reichtum an Kultur“, schwärmte Krobisch und berichtete von ihren Gefühlen beim Besuch von Goethes und Schillers Wohnhäusern, beim Nachspüren Lionel Feiningers in Halle oder den Geburtsstunden der friedlichen Revolution von 1989 in der Nikolaikirche in Leipzig.
Musik und Gäste
Der Zither Manä wies vor seinem nächsten Beitrag auf seinen Vater hin, der in Berlin geboren, in der Mark Brandenburg aufwuchs, und seinem eigenen Bezug zur DDR. Er habe seine Zithern immer in der DDR gekauft, denn „sie sind die besten der Welt“. Etwas wehmütig sang er ein Lied von Stefan Distelmann, einem Wanderer zwischen Ost und West.
Fotograf Peter Rosenmüller, der seine DDR-Bilder in der Parallelausstellung im Waitzinger Keller in Miesbach zeigt, und seine Frau vor zwei Freiberger Fotos von Petra Kurbjuhn. Foto: Petra Kurbjuhn
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Monika Ziegler bestätigte den großen Bekanntheitsgrad Distelmanns in der damaligen DDR und freute sich, dass als Vertreter der 13 Prominenten auch die Valleyer Drehbuchautorin Nani Mahlo, der Holzbildhauer Andreas Kuhnlein und die Malerin Sabine Lessig der Einladung zur Vernissage gefolgt waren. Für sie und alle weiteren Besucher des Abends sang und spielte Manä noch sein Lied „Unsere Werte“, das in aufrüttelnder Weise das Leben im Hier und Jetzt 30 Jahre nach der Wiedervereinigung vor Augen führt.
Bildhauer Andreas Kuhnlein zur Ausstellungseröffnung im KULTUR im Oberbräu Holzkirchen. Foto: Petra Kurbjuhn
Dazu passt das Zitat von Klaus Staeck, einem Professor der Akademie der Künste Berlin: „Wer sich jetzt nicht einmischt, hat längst verloren“, mit dem Andreas Hoernisch seine Gedanken beschrieben hatte.
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